Freitag, 20. Dezember 2013

DEP13-Tasse im Praxistest

Die Gäste des Deutschen Entwicklerpreises 2013 wurden mit einem Goodie-Bag verabschiedet, der auch eine Tasse beinhaltete. Dieses Unikat wollen wir heute einem eingehenden Test unterziehen.

Unboxing / Ersteindruck
Schon beim Auspacken fiel uns die stabile Verarbeitung positiv auf. Es sind keine Spaltmaße zu erkennen, das Gerät ist gut ausbalanciert und macht einen wertigen Eindruck. Der Aufdruck ist kratzfest.
Probleme hatten wir allerdings beim ersten Hochfahren:

Die DEP13-Tasse nach der Erstinstallation - noch etwas verbuggt.

Unser Kaffee-Einfüll-Test musste schon nach wenigen Sekunden abgebrochen werden, weil nur wenige Tropfen in der Tasse blieben. Eine schnelle Internet-Recherche zeigte uns, dass wir mit dem Problem nicht alleine waren. Erschwerend kam hinzu, dass der Hersteller keine gedruckte Anleitung beigelegt hatte, vermutlich um Kosten zu sparen. Durch freundliche Helfer in den Foren kamen wir aber bald auf die Lösung: man musste die Tasse umdrehen, um ihre potenzielle Füllmenge deutlich zu erhöhen. Wir hoffen, dass der Hersteller bei seiner nächsten Revision deutlich erkennbare Pfeile anbringt, wie herum die Tasse auf dem Tisch zu platzieren ist, damit sie ordnungsgemäß funktioniert und nicht so viel anfänglichen Frust auslöst.

Ergonomie
Da die Tasse eher zu den bulligeren, leistungsstarken Modellen am Markt gehört, haben wir verschiedene Haltetechniken getestet und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Dreifinger-Zange für diese Tasse die beste Griffhaltung ist:

Die Dreifinger-Zange ist nur fortgeschrittenen Kaffeetrinkern mit mehrjähriger Erfahrung zu empfehlen.
Diese Haltung verhindert das Verbrühen der Knöchel und bietet maximale Stabilität. Wenig Erfolg hatten wir mit Techniken, die zwei oder weniger Finger verlangt. Einsteiger oder Kaffeetrinker, denen Style wichtiger als Funktionalität ist, sollten also auf Modelle anderer Hersteller ausweichen. Profis werden sich aber an diesem Tassengriff sofort wie Zuhause fühlen.

Füllmenge
Wir hatten schon erwartet, dass diese Tasse eine MENGE aufnehmen kann, aber unser Labortest hat uns dann doch weggeblasen:

0,32712 Liter passen in diese Tasse!
Die 0,3-Liter-Hürde nimmt die DEP13-Tasse mit Bravour und kann sich im vorderen Feld aller Kaffeetassen dieser Kategorie platzieren, muss sich nur den extragroßen Modellen von IKEA geschlagen geben, die über 0,4 l aufnehmen. Und natürlich ist diese Tasse noch Welten von der Eimer-Kategorie entfernt.

Design
Die Mischung aus weißem Hintergrund mit rötlichem Aufdruck und grinsendem Monster lädt zum wiederholten Kaffeetrinken ein, aber sticht nicht besonders aus der aktuellen Konkurrenz heraus.
Tassen für Profis.
Die PowerPlay-Tasse beeindruckt durch ihr kompromissloses Schwarz und den Aufdruck im Befehlston. Das "Ich war dabei" auf der DEP-Tasse wirkt dagegen defensiv. Und gegen unsere Nummer 1 in der Design-Kategorie hat die Tasse sowieso keine Chance. Außerdem wurde offenbar an Filtern gespart - der Aufdruck der DEP-Tasse ist sehr pixelig ausgefallen.

Fazit
Die DEP13-Tasse nimmt in unserem Ranking einen der vorderen Plätze ein und sollte diesen bis zum ersten Quartal 2014 behaupten können, wenn auf der CES die anderen Hersteller ihr neues Line-up präsentieren. Bis dahin werden wir weiter gern unseren schwarzen, heißen Kaffee, Junge, aus dieser Tasse zu uns nehmen.

Pro:
- Günstig (Geschenk).
- Der Boden ist kompatibel mit allen CDs der gängigen Spielehersteller.
- Geeignet für warme und kalte Getränke.
- Schwer genug, um als Wurfgeschoss gegen Einbrecher verwendet werden zu können.

Con:
- Spielt keine heitere Melodie, wenn man sie aufnimmt.
- Als Blumenkübel nur bedingt zu gebrauchen.
- Spätestens mit dem Entwicklerpreis 2014 völlig veraltet.


Abschlusswertung

Trinkspaß-Verlauf:
Trinkspaß-Wertung: 87%


Dienstag, 26. November 2013

Huch, das 21. Jahrhundert ist immer noch da?!

Heute ist ein Tag, an dem einige ein Dramolett darbieten, wie früher alles besser war und pampige Hirnsezierer im Digitalen den Untergang des Abendlandes sehen.

Es gibt keinen besseren Tag, um sich auf Douglas Adams zu besinnen:


"Anything that is in the world when you're born is normal and ordinary and is just a natural part of the way the world works.

Anything that's invented between when you're fifteen and thirty-five is new and exciting and revolutionary and you can probably get a career in it.

Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things."

Sonntag, 24. November 2013

Perverse Basis

Ein Präsident des "CDU-Wirtschaftsrats" (so was gibt es? In der Literatur nenne wir so was "Pleonasmus") kritisiert, dass die SPD-Führung die Basis über die große Koalition mitbestimmen lässt. Gerade mal zehntausend SPD-Mitglieder könnten das Ergebnis der Bundestagswahl pervertieren! (Quelle auf Spiegel Online.)
Was genau war noch mal das Ergebnis der Bundestagswahl? Nun, definitiv nicht das - ein Ergebnis. Ein Ergebnis ist 0:3. Das ist eindeutig. Eine Bundestagswahl hat einen Berg von Prozentzahlen zur Folge:
- Knapp 30% der Wahlberechtigten haben gar nicht gewählt.
- Zwei Parteien sind knapp an der 5%-Hürde gescheitert.

Rechnerisch ist eine große Koalition nicht unausweichlich und der einzige logische Schritt - auch eine Rot-rot-grüne Regierung wäre möglich. Dass die große Koalition das Wunschbündnis der großen Mehrheit der Bevölkerung ist, wurde vor allem von denjenigen behauptet, die davon profitieren, beispielsweise, vielleicht, CDU-Wirtschaftsräte.
Der Herr Wirtschaftsrat echauffiert sich also, dass eine Hälfte eines möglichen Bündnisses mitentscheiden soll, ob es stattfindet, obwohl das Bündnis an sich schon nur einen kleinen Teil des gesamten Landes repräsentiert, aber das ist ja völlig ok, weil es wegen der Probleme im Lande nicht anders geht.
Pervers. Ja.

Montag, 11. November 2013

There and back again

Warum ich nach 14 Jahren das Apple-System verlasse?
  • Ich benutze inzwischen überwiegend Webservices. Google Docs, Calendar und Drive, Dropbox, Spotify, Pocket. Spiele sind auf meinem Steam-Account. Meine E-Books auf meinem Kindle-Account. Welches OS auf meinem Rechner drunterliegt, ist strunz - ich mache sowieso fast alles in Chrome.
  • Ich weiß, iCloud ist auch ein Webservice. Einer, der nervt. MobileMe hat mir massig Adressen zerschossen. iCloud wollte anfangs gar nicht funktionieren.
  • Mit Lion ging's mit OS X abwärts. Bis inklusive Snow Leopard war es das beste OS auf dem Planeten. Lion machte alles monochrom im Finder, heizte mein Macbook unnötig auf, wollte immer noch nicht das zweite Display vernünftig ansprechen.
  • Mavericks zeichnet den Weg vor. Mittelfristig wird OS X wie iOS 7 aussehen. Und sich wahrscheinlich auch so benutzen lassen. Große Desktop-Innovation erwarte ich nicht. Tim Cook betont, wie wichtig Mac OS ist und wie toll sich die beiden Sachen doch ergänzen. Eine relevante Rolle spielt aber nur noch iOS 7, Mac OS ist bald ein Relikt. So wie der iPod heute.
  • Die Apple Stores sind toll. Das Einkaufserlebnis ist absolut nobel. Ich will aber keine High-Five an die Verkäufer verteilen. Ich möchte nur meine Gadgets. Als Gravis noch ein hutzeliger Laden an der Galluswarte war (nein, nicht der neue dort, sondern der alte), hatte man noch das Gefühl, unter echten Fans zu sein. Da wurde Hightech noch mit schlechter Laune verkauft und niemand hat versucht, einem die hohen Preise schönzureden. Und keiner hat sich als Genie bezeichnet. Apples Erfolgsgeheimnis ist keines, sie verkaufen Lifestyle. Stört nicht, solange auch das Produkt tatsächlich der Konkurrenz überlegen ist, dann nimmt man das Image doch gern mit. Aber die Waage schlägt in meinen Augen langsam in die falsche Richtung aus.
  • Manche alteingesessene Apple-User stören sich daran, dass inzwischen jeder Humpfel mit einem iPhone rumläuft oder einem Macbook im Café sitzt. Ist mir strunzegal. Wenn ich selbst mit einem Werkzeug rundum zufrieden bin, wird es doch nicht schlechter, nur weil alle damit fuhrwerken. Im Gegenteil, vor 10 Jahren wurden wir doch nicht müde, die Vorzüge der Apfelgeräte zu preisen. Aber ist Apple wirklich noch überlegen? Nein. Definitiv nicht. Es ist ja nicht so, dass Windows 8 so kolossal viel besser wäre - in meinen Augen ist es einfach nicht mehr kolossal viel schlechter als früher. Und das reicht schon. Lustigerweise stören sich gerade die alteingesessenen Windows-User am neuen Kachel-Look und verbrämen den Desktop nostalgisch. Was auch nur beweist, dass die User aller Lager bekloppt sind. Ich mag die Kacheln.
  • Ich glaube Cook, wenn er sagt, dass Apple unglaublich viel R&D betreibt und dass sie jedes Detail beleuchten, bevor sie eine Entscheidung treffen. Und er macht sich lustig über die anderen, die so planlos sind und einfach tausend verschiedene Modelle auf den Markt werfen. Das geht aus Kundensicht so lange gut, wie man mit Apple auf einer Linie liegt. Man will kein Smartphone über 4 Zoll? Kein Einsteiger-Notebook mit 13 Zoll für unter 1.000 Euro? Kein Profi-Gerät mit leichter Erweiterung aller Komponenten? Prima - dann fährt man mit Apple super. Aber wer irgendwas anders haben will, guckt in die Röhre. Oder tauscht Bequemlichkeit gegen das Angebots-Chaos in der Windows- und Android-Welt und flucht ab und an über Inkompatibilität.
  • Steve Jobs ist immer noch tot. Sicher liegt es daran, dass ich zur zweiten Jobs-Ära begeistert zu Apple gewechselt bin und nun das Gefühl habe, dass sie vorbei ist. Jony Ive ist kein zweiter Jobs. Cook sowieso nicht. Apple wird bei diesen Umsatzzahlen auf Jahre im eigenen Saft schmoren und von rechts überholt werden. Und auch wenn's im Moment nicht wahrscheinlich aussieht - ich könnte mir vorstellen, dass es sich um Chrome handelt. Zwei spannende Gerüchte gibt es derzeit: Microsoft könnte Windows RT und Windows Phone 8 verschmelzen. Plötzlich wären beide Plattformen viel spannender. Google koppelt immer mehr Features von Android ab und bringt sie in den Google Play Services unter, das Open-Source-Android wird für Google dadurch immer irrelevanter. Könnte Chrome OS vielleicht mittelfristig Android als wichtiges Google-OS auf ALLEN Plattformen ablösen und Android von Samsung geforkt werden? Spannend. Und für Apple komplett irrelevant, die machen weiter ihr Ding. Und sie werden damit noch viele Jahre Erfolg haben und auch den wichtigsten App Store haben. Dabei wird gern vergessen, dass der App Store erst mit iOS 2 kam und das erste iPhone Web Apps nutzen sollte und zwar genau wie ... Chrome OS. Ach, und dann ist da ja noch das Steam OS ...
Ich habe nichts gegen Apple-User. Einige meiner besten Freunde sind Apple-User. Aber 14 Jahre uneingeschränkte Loyalität sind genug. Ich habe ruckelige Livestreams der Macworld-Keynotes bejubelt und aller Welt erklärt, dass ein G3 einfach besser als Intel ist, obwohl die Taktfrequenz niedriger ist. Ich habe die Puck-Maus nicht nur verteidigt, sondern tatsächlich benutzt. Ich habe drei verschiedene iMacs besessen, zwei Macbooks, zwei iBooks, zwei iPhones, drei iPods und zwei iPads.
Ich muss etwas verändern.
Jetzt tut es einfach gut, ein Notebook zu kaufen, das in einem einfachen Pappkarton ausgeliefert wird, schwarz und schnörkellos ist und mich nicht verzaubern will. Ein Gerät, das mit den Knöcheln knackt, die Kippe in den Kaffee wirft und sagt:
So, los jetzt. Wir haben keine Zeit zu verlieren. An die Arbeit.
Denn genau das habe ich vor.

Freitag, 27. September 2013

Das Verschwinden des Geldes

Digitalisierung bedeutet, dass unsere Welt weniger gegenständlich wird. Meine Bücher und meine Musik kaufe ich schon lange als Download. Letztere muss ich als Spotify-Kunde nicht mal unbedingt runterladen, sondern streame. Und Spotify hat inzwischen richtig gute Vorschläge, was ich sonst mögen könnte - das System schätzt meinen schlechten Geschmack gut ein und hat ein treffendes Profil über mich erstellt. Gleichzeitig erhalte ich von amazon immer wieder Nachrichten, was denn von Interesse für mich sein könnte, wo ich doch letztens nach so Dingen gesucht habe (wir Autoren beeimern uns immer wieder, wenn uns die eigenen Bücher vorgeschlagen werden). Und Google weiß sowieso alles über mich.
Wem erst durch die NSA-Affäre bewusst geworden ist, dass wir digitale Spuren hinterlassen, ist ziemlich naiv. Und dass das Thema bei der Wahl kaum eine Rolle gespielt hat, beweist nicht etwa, dass das Thema doch nicht so wichtig wäre, sondern dass die meisten Leute es schlicht nicht verstehen und nicht die Tragweite einschätzen können. Ich selbst tausche bis zu einem gewissen Grad mein Online-Profil gegen Bequemlichkeit ein, aber dabei ist mir bewusst, dass ich zu diesem ominösen Wesen werde, von dem die Nachrichten immer wieder erzählen: dem Verbraucher.
Als Digital-Verbraucher bin ich viel leichter zu durchschauen als jemand, der im Supermarkt, in der Buchhandlung oder im CD-Laden einkauft. Ich knalle Geld hin, bekomme die Ware. Die Verkäufer erinnern sich allerhöchstens an mein Gesicht. So was wie Kundenprofile gibt's nicht - der Händler weiß nur, wie viel er von etwas verkauft hat. Stammkunden kann er einschätzen und ihnen Tipps geben. Im Einzelhandel nutzen wir - auch ich - natürlich die EC- oder Kreditkarte. Da wird der Kauf schon nachvollziehbarer. Eine Kartennummer ist daran gekoppelt - und damit auch ein Name.

Worauf ich hinauswill?

Während ich dieser Tage so vor mich hinjoggte, wurde mir bewusst, dass Mobile Payment mehr ist als die Fortsetzung des Kartenzahlens mit anderen Mitteln.
Ich wäre der Erste, der begeistert immer und überall mit dem Handy bezahlt, statt immer den Geldbeutel mitschleppen zu müssen, der wegen der Bonuskarten von Bäcker, Café und Friseur sowieso unnötig aufgebläht ist. Ist doch praktisch in der Theorie - einfach das Handy ans Terminal, klick, fertig. Dass sich das noch nicht durchgesetzt hat, kann nur daran liegen, dass niemand an den Verkaufsorten gern in eine neue technische Infrastruktur investieren möchte und dass niemand von Verkäuferseite Lust hat, noch eine zusätzliche Gebühr an Telefongesellschaften oder sonstige Dienstanbieter abdrücken möchte.
Aber wenn es doch so wäre, dass immer und überall mit dem Handy bezahlt werden kann, dann werden wir es tun. Weil es so einfach ist. Gerade bei kleinen Einkäufen, bei denen wir nicht die EC-Karte verwenden.
Vielleicht verschwindet das Bargeld ja komplett.
Das bedeutet, dass jeder klitzekleine Transfer eine digitale Spur hinterlässt.
Und ich dachte: warum sollten wir das wollen?

Da meldete sich die paranoide Stimme in mir: Vielleicht gibt es ja Instanzen, die gar nichts dagegen hätten, wenn diese Spuren vorhanden wären. Wenn dieses unpraktische Münz- und Scheingeld komplett obsolet wäre. Das könnte man doch sogar total positiv verkaufen: unser Alltag ist leichter geworden, alles ist nachvollziehbar und damit viel sicherer für den Verbraucher. Keine Betrügereien mehr. Keine Schwarzarbeit. Keine Politiker mehr, die mit Geldkoffern auf Autobahnraststätten unterwegs sind. Und da dachte ich: Hm, vielleicht ist genau dieser letzte Punkt dabei nicht zu verachten ... vielleicht wird es deswegen nie so weit kommen. Wie beim Profifußball. Vielleicht ist's für manche Leute gar nicht so schlecht, wenn's keinen wasserdichten TV-Beweis von strittigen Szenen gibt. Wer ist noch mal genau gegen dessen Einführung? Genau.

Das Geld ist längst virtualisiert. Währungen sind abstrakte Gebilde, die schon lange nicht mehr an echte Werte gekoppelt sind. Devisen-Deals sind Klicks oder Automatismen auf irgendwelchen Servern da draußen. Bargeld ist eine Lücke. Eine, die manche Leute gern ausnutzen wollen. Vielleicht genau diejenigen, die dann dem Verbraucher die Vorteile des Verschwinden des Bargeldes einbläuen und es lautstark propagieren.

Werden wir begeistert mitmachen?

Mittwoch, 18. September 2013

Eintracht, Recht und Freiheit

Vorab: ich habe damit nichts zu tun, was sich hier bei uns auf der Hauptstraße findet. Ich habe ein Alibi. Aber ich stelle mir vor, dass es ungefähr so abgelaufen ist:

"Hey, Leute, wir sprayen eine Parole gegen Rechtsradikale auf die Straße!"
"Super!"
"Genau!"
" Los geht's!"
"Ich hab aber nur so komisches rosa."
"Scheißegal. Gib her!"

Pfff pffff pfffff pfff pffffff pfffffff.

"Geil!"
"Super!"
"Prima!"
"Yeah!"
"Leute, wo wir gerade dabei sind ..."
"Hm?"
"NUR DIE SGE!"
"NUR DIE SGE!"
"NUR DIE SGE!"
"NUR DIE SGE!"

(Anmerkung für Nichthessen - es geht darum.)

"Jetzt kommen aber dauernd Autos."
"Gib her - wenigstens etwas muss sein ..."

Pfff pffff pfffff.

"NUR DIE SGE!"
"NUR DIE SGE!"
"NUR DIE SGE!"
"NUR DIE SGE!"


Dienstag, 3. September 2013

Microsoft Lumia

Ich mag Stephen Elop nicht.
Das muss nicht viel heißen. Ich mag auch Tim Cook nicht. Aus anderen Gründen - Cook ist mir zu dröge und wirkt auch nach 2 Jahren immer noch wie ein Verwalter und Buchhalter, nicht wie der Lotse einer innovativen Tech-Firma.
Elop mag ich nicht, weil es bei all seinen Auftritten, Keynotes und vielen Interviews nur wenige Minuten dauert, bis er vom "war of ecosystems" spricht und auch sonst gern die rhetorische Kriegskeule auspackt. Muss so ein US-Manager-Ding sein, das sie den Studenten in Harvard und sonstwo in die Köppe prügeln - wenn ihr nicht Marktführer seid, müsst ihr die ganze Zeit vom Krieg reden, aber nicht vom Adolf.
Und bei Elop an der Spitze von Nokia hatte man von Anfang an das Gefühl, dass das nur ein Zwischenschritt ist. Er kam von Microsoft, und nicht wenige Kommentatoren haben ihn damals als "Trojan Horse" bezeichnet.
Nun, mit der heutigen Meldung kommt das der Wahrheit wohl recht nahe. Ob's von langer Hand so geplant war oder nicht, ist dabei egal. Elop kehrt zu Microsoft zurück und er hat die Essenz von Nokia im Gepäck. Wobei es niemals wieder ein Smartphone mit dem Nokia-Namen geben wird.

Die Lumias gefallen mir ausgesprochen gut. Wertige Geräte, und eine PureView-Kamera wie im Lumia 1020 ist einzigartig.
Die Surface-Reihe gefällt mir ausgesprochen gut. Ob Windows RT sich langfristig hält, bezweifle ich, und für eine Tablet-Alternative sind die Geräte zu schwer, aber als Ultrabook-Ersatz ist Surface sicher sehr praktikabel (ich als Dauertipper und Google-Nutzer bleibe aber erstmal beim Chromebook).
Ich mag auch Steve Ballmer nicht. Warum auch? Nun ist der bald vom Konferenztisch weg.
Alles rosig für Microsoft?

Hm.
Elop wird nun natürlich als neuer CEO gehandelt.
Wahrscheinlich sattelt er schon die Kavallerie.
Bin gespannt, Microsoft.

Mittwoch, 7. August 2013

Kein Freund und Kupferstecher

Jaja, wie gesagt, der Vogelsberg ist ja am Arsch der Welt und alles ganz schlimm, dass dort keiner wohnen will.
Aber was soll man dann erst über die Wetterau sagen!
Da wird nicht nur Kupfer geklaut, sondern sogar auf die Diebe geschossen, als wären wir nicht in Ortenberg, sondern Süd-Los-Angeles.
Gut, kann ja mal passieren. Notwehr und so.
Aber nein. In Ortenberg-Bleichenbach, der Law-and-Order-Metropole Mittelhessens, hat so was Tradition.

Dienstag, 6. August 2013

"Irgendwann ist der Ofen aus"

Als ich vorhin diesen Artikel über den hiesigen Vogelsberg las (Hopfmannsfeld ist zwei Käffer weiter), erinnerte ich mich an einen Sonntag Nachmittag, als meine Frau und ich in noch im Rhein-Main-Gebiet gelebt haben, so circa 2004. Diesen möchte ich hiermit schildern. Leider habe ich keine Fotos mit halb verfallenen Stadthäusern unter bedrohlich dräuendem Himmel zur Hand. Bitte einfach dazudenken.

Sogar mitten im Rhein-Main-Gebiet kann die Tortenplatte leer sein. Hängende Mägen gibt es auch in der Innenstadt. Ein Tag in Offenbach und Frankfurt.

Es ist 13:40. Im Rhein-Main-Gebiet stinkt es nach Kerosin und Alkohol. Wir, 30 Jahre alt, haben lange geschlafen und früh Mittag gegessen. Nun haben wir Lust auf Kuchen. Und Kaffee. Wir beschließen, in die Stadt zu gehen und ein Café aufzusuchen.

13.50 Uhr. Etwa 120.000 Menschen leben in Offenbach. Der Kreis ist einer der am dichtesten besiedelten. Kaum Wald, viel Bauschutt und mehr Einwohner, als auf einen Quadratmeter passen. Drei Bäcker stehen in jeder Straße, alle haben das gleiche Zeug und schon seit 11 Uhr geschlossen. Einer davon ist der "Vogelsbergbäcker" - offenbar traut sich der Offenbacher nicht, seinen eigenen Namen auf ein Brötchen zu schreiben. Wir sind gewarnt.

13.55 Uhr. Wir laufen ein wenig umher, ein paar Dealer folgen uns. Sie haben leider keine Muffins im Angebot. Hier könne man sich nicht verlaufen, rufen sie, und dass sie uns noch holen kommen. Vom Länderfinanzausgleich hat man in Offenbach noch nichts gehört, weil man zu sehr damit beschäftigt ist, die Pleite des OFC vorzubereiten. Wer Abitur hat, sagt man hier, ist für den OFC verloren.

14.29 Uhr. Die mormonischen Straßenprediger lauern uns in der leeren Fußgängerzone auf. Haben die denn niemals frei? Sie erzählen uns von dem Plan, den Gott für uns hat. Wir signalisieren Einverständnis, wenn dieser Plan mit frischer Himbeertorte zu tun hat, was leider verneint wird.

15:03 Uhr. Es gibt kein Café in der Offenbacher Innenstadt. Vielleicht irgendwo in einer Seitengasse, wo die ganzen Rentner hingehen. Die wollen ja lieber unter sich sein. Wir beschließen, in die S-Bahn zu steigen, um uns im Café auf der Frankfurter Hauptwache zu verköstigen. Unterwegs wechseln wir den S-Bahn-Waggon, als jemand spontan beschließt, seine Notdurft zu verrichten. "Hier gibt es noch echte Gemeinschaft!", ruft er dabei aus.

15:33 Uhr. "Geschlossen" steht auf dem Schild am Hauptwache-Café. Wir schauen uns ratlos um, die halb verhungerten Tauben auf der Hauptwache starren zurück, als würden sie in Erwägung ziehen, uns anpicken zu wollen. Eine Frau kippt einen Eimer Dreckwasser auf die Straße, jetzt riecht es wie in Offenbach. "Stundenhotel Gisela" steht auf einem Schild vor einem Haus. Darunter: "frei". Ein Raubvogel Marke Airbus kreist über der verfilzten Taunusanlage.

15:44 Uhr. Wir haben in der Nähe des Doms ein Café gefunden! Es ist voller Betrunkener. Nur noch drei Tortenstücke sind übrig. Sie sehen aus, als hätten sie schon einmal an einer Wand geklebt. Wir verlassen das Café wieder. Hunger sollte man hier nicht haben. Sollen wir nun ins Studentenviertel rausfahren? Nein, Sonntag ist die Taktung der U-Bahnen fürchterlich. Dann wird es ja Abend, bis wir zurück sind. Lieber gleich ab nach Hause und selbst was backen.

15:48 Uhr. Die S-Bahn Richtung Offenbach fährt uns vor der Nase weg. Die nächste soll 30 Minuten später kommen. Sie entfällt. Die nächste soll 30 Minuten später kommen. Sie hat Verspätung. Wir landen wieder in dem Waggon, der als Toilette missbraucht worden ist. Wegen einer Gleisstörung müssen wir schon am Mühlberg aussteigen. Die Tram nach Offenbach fährt uns vor der Nase weg. Die nächste soll 20 Minuten später kommen. Sie hat Verspätung.

18:21 Uhr. Wieder zu Hause. Wir beschließen: wenn wir wieder Lust auf Kuchen haben, fahren wir lieber gleich in den Vogelsberg.

Donnerstag, 1. August 2013

Meine neue Social-Media-Strategie

Also, die für diese Woche jedenfalls:
Nicht nur hier im Hetzportal wird gebloggt, sondern auch auf der Startseite meiner neuen Homepage. Hier bleiben die absurden Dinge des Alltags, und alles, was das Schreiben betrifft, landet dort.
Meine offiziöse Facebook-Seite gibt's auch noch, aber für die interessiert sich kaum jemand. Womit ich gut leben kann.

Freitag, 26. Juli 2013

Tomb Raider III (1998)

Lara, ich kapituliere.
Meine Idee, einfach mal alle Tomb-Raider-Teil am Stück durchzuspielen, ist jetzt schon gescheitert. An Teil 3.
Schon damals bin ich damit nicht warm geworden, und 15 Jahre später genauso wenig. Ich habe es wieder und wieder versucht, über Monate hinweg. Lassen wir's.

Das geht schon, wie so viele Dinge im Leben, am Anfang los. Da rutscht Lara eine schräge Ebene runter, kann fröhlich hin und her hüpfen und den gewohnten Stachelfallen ausweichen. So weit, so langweilig. Und dann landet Lara in einem verregneten, tropischen Dschungel, der so unübersichtlich wie die Fußgängerzone von Gießen ist. Ich habe keine Anhaltspunkte, wohin ich eigentlich soll. WARUM ich da in der Pampa stehe, interessiert mich nicht.

Nein, nicht einmal dieses erste Level habe ich geschafft. Und ich habe öfter in die Lösung geschaut als bei Teil 2. Verschämt wirst du nun deinstalliert, Teil 3.

Also - versuchen wir wieder Teil 4. Den hab ich seinerzeit auf Dreamcast gespielt. Vielleicht bis zur Hälfte. Dann wusste ich nicht mehr weiter. Vielleicht komme ich dank Altersweisheit etwas weiter, aber nach dem 3er-Debakel ...

Widerstand ist nicht zwecklos

Das "Ich habe doch nichts zu verbergen!"-Argument ist an Albernheit nicht zu überbieten. Dass Merkels Schweigen in den Wahlumfragen belohnt wird, ist absurd. Dass eine für viele Künstler lebenswichtige Institution infrage gestellt wird, ist bescheuert.

Wir leben in einer bekloppten Zeit.

Daher:
Nicht zu vergessen - die Petition zur Rettung der Künstlersozialkasse hat das Quorum fast erreicht. Ich habe unterzeichnet. Die fehlenden paar Tausend werden sich hoffentlich noch finden.

Montag, 22. Juli 2013

100% Worscht - wir wählen fett!

Ich weiß nicht, wie Satiriker heutzutage nicht verhungern. Überall wird ihnen die Arbeit abgenommen. Eine Kanzlerin, die nicht so recht weiß, was die Verbündeten in diesem Internetz da draußen machen, Minister, die alle zwei Tage ihr "vollstes Vertrauen" ausgesprochen bekommen, bevor sie sich auf ihren Landsitz zurückziehen dürfen. Demgegenüber ein Kanzlerkandidat, der die ganze Zeit einen Widerwillen ausstrahlt, den Job wirklich machen zu wollen, wenn er sich nicht gerade künstlich echauffiert ...

Und nun fängt auch noch die hiesige SPD an.

Ich bin vor Lachen fast gegen eine Laterne gefahren, denn:


Ach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Wir haben also keine "Rote Socken"-Kampagne, sondern eine "Rote Wurst"-Kampagne im Vogelsberg. Und "Kampagne" scheint bei den hiesigen Genossen auch gleichbedeutend mit Karneval zu sein.

Die Parallelisierung von "Heimat" und "Worscht" ist schon schlimm. Mit dem abstrakten Begriff "Heimat" kann ich sowieso nix anfangen, aber ich habe eine Schlachtplatte noch nie damit in Verbindung gebracht. Reicht das? Nein. Es muss auch noch "100% Wurschtigkeit" sein. Drunter tun wir's nicht. Und überhaupt - 100% von was? Von Heimat? Von Speckwürfeln? Ach, ist doch eh identisch ...

Und dann liegt da ein kleiner, schwer identifizierbarer grüner Haufen. Eine Koalitionsansage? Kann man die Menge des Grünen schon anhand des Bildes in Plenarsitzen quantifizieren? Oder nur der verzweifelte Versuch, auch noch einen Fitzel Essen im Bild zu haben, der nicht HERZINFARKT! schreit?

Ich bin gespannt, wie die CDU kontert. Vielleicht mit einer Bier-Kampagne. "4,8% ist uns zu wenig" oder "Abgefüllt und angekreuzt" oder "Christlich. Demokratisch. Untergärig."

Dienstag, 16. Juli 2013

Der Gamescom-Survival-Guide

Sommerzeit, Messezeit! Hat es uns früher noch nach Leipzig verschlagen, um nördlich von der Stadt in dunklen Hallen mit Bassbeats vollgewummert zu werden, so tun wir seit einigen Jahren im Osten einer Stadt mit Bierimitat. Heißt: technisch gesehen war die Messe schon immer rechtsrheinisch, womit man den durchschnittlichen Kölner nach dem dritten echten Bier zur Weißglut treiben kann. In Köln funktionieren einige Dinge anders als in Leipzig, andere sind unveränderliche Naturgesetze. In Leipzig wurde ein paar Tage die ganze Bevölkerung zu Zockern und die Taxifahrer schwärmten begeistert von ihren stundenlangen Minesweeper-Sessions, während die mondänen Kölner nicht recht wissen, was denn jetzt schon wieder für eine Messe in ihrer Stadt ist. Irgendwas mit Comics oder Fantasy, vermuten sie dann, weil so viele junge Leute verkleidet rumlaufen und statistisch nicht so viele Junggesellenabschiede gleichzeitig stattfinden.
Wenn Sie die Gamescom auch 2013 schadlos überstehen wollen, beachten Sie folgende Punkte:
  • Wenn Sie als Fachbesucher vorm Fußvolk eingelassen werden, sollten Sie das standesgemäß tun. Schreiten Sie mit hochgerecktem Kinn an den Horden vorüber, wedeln Sie ruhig mit Ihrer Badge und grinsen Sie in Richtung derjenigen, die noch anstehen müssen. Sehen Sie dabei wichtig aus, ein bisschen wie Peter Molyneux oder Jade Raymond (je nachdem). Wenn Ihnen danach ist, lassen Sie ruhig ein kurzes Dr.-Evil-Lachen los. Streuen Sie das Gerücht, dass der andere Eingang schon fürs Publikum geöffnet wurde und erfreuen Sie sich an der Stampede.
  • Stellen Sie sich geistig und emotional darauf ein, dass Sie in den Publikumshallen während Ihres Messebesuchs sowieso kein Spiel anschauen werden. Auch am possierlich betitelten “Fachbesuchertag” werden Sie bei den meisten Spielstationen rucksacktragende Horden sehen, die sich artig in Reihe aufstellen, um vier Stunden später einen Trailer angucken zu können, der seit letzter Woche auch auf Youtube steht. Wenn Sie ein Spiel in Aktion erleben wollen, machen Sie einen Termin im Fachbesucherbereich, wo Sie dann in einem anonymen Messestand in einem Sessel sitzen, der minimal breiter als Ihr Hintern ist, und Sie starren auf ein Developer-Notebook, das deutlich breiter als Ihr Hintern ist, wobei Sie Kekse essen und dauernd angerempelt werden und versuchen, die richtigen Tasten zu treffen, während die Mini-Lautsprecher das dreckige Lachen der anderen Leute am Stand zu übertönen.
  • Die umgekehrte Perspektive dieses Zustandes ist der “Pitch”. Sie sind selbst der Entwickler, der auf seinem Notebook sein neues Produkt präsentieren möchte, zur Not auch auf dem Boden zwischen den Besprechungskabinen. Laden Sie ruhig auch Passanten ein, sich Ihren Prototypen anzuschauen und bitten Sie um eine kleine Spende. Nennen Sie es “Finanzierung der Kickstarter-Kampagne” oder “Graswurzel-Marketing”. Wer nichts geben will, wird als “Lakai eines bösen Publishers” beschimpft.
  • Sollten Sie wider Erwarten doch die Chance haben, in den Publikumshallen ein Spiel antesten zu können, werden Sie es ohne Ton erleben müssen, weil die umliegenden Stände Sie mit ihren Bumm-Bumm-Trailern zuballern. Dagegen kommen die kleinen Quäk-Kisten Ihres Spiels nicht an. Einige Stationen sind mit Kopfhörern ausgerüstet. FASSEN SIE DIESE NICHT AN! Draußen sind 30°, viele Zocker haben lange Haare – die Details verschweigen wir.
  • Planen Sie zwischen den Terminen genug Zeit ein, besonders wenn Sie eine Wegstrecke durch die Publikumshallen zwischen DO und SA zurücklegen müssen. Sie werden zunächst in Hallen geschwemmt werden, in die Sie gar nicht wollten, dann mit dem Sirenengesang der Messehostessen verführt, irgendwelche Flyer über Casemodding mitzunehmen und an Pseudo-Umfragen teilzunehmen, die Sie bei nächster Gelegenheit dem Mülleimer übereignen, um dann verzweifelt eine Abkürzung im Freigelände zwischen den Messehallen zu suchen, was an abgeschlossenen Türen oder Security-Leuten in Donkey-Kong-Pose scheitert. Mit vorgestellten Schulterblättern rammen Sie sich zurück in den Menschenstrom und versuchen mittels Samba-Bewegungen aus der Hüfte an den eigentlichen Zielort zu kommen.
  • Lassen Sie sich keine Goodies andrehen und laufen Sie nicht wie eine Beutelratte rum. Und halten Sie sich von Orten fern, an denen Goodies in die Menge geworfen werden – dem Autor dieser Zeilen wurde einmal fast der Kopf abgerissen, als darauf ein Atari-Schlüsselband landete.
  • Wenn Sie im Freigelände etwas zu essen oder trinken kaufen wollen, müssen Sie dafür zunächst eine halbe Stunde in der Sonne schmoren, bis Sie drankommen. Sie investieren schließlich ein paar Stundensätze in eine Bockwurst mit Senf und eine Cola. Dann finden Sie keinen Sitzplatz und schmoren an die Messehalle gelehnt weiter. Sie schwitzen so sehr, dass Sie längst wärmer als die Bockwurst sind, die Sie essen. Danach ist Ihnen übel und Sie haben noch den Termin am anderen Ende des Messegeländes.
  • Sind Sie über 30, gibt es neben dem Fachbesucherbereich noch einen anderen Hort der Ruhe: die Retro-Area. Dort können Sie mit nostalgisch glänzenden Augen die nostalgisch vergilbten Rechner anschauen, die daran schuld sind, dass Sie keinen vernünftigen Beruf gelernt haben (Versicherungsvertreter, Lehrer oder Schafhirte). Wenn Sie unter Ihresgleichen neue Kraft getankt haben, können Sie sich wieder unter diejenigen mischen, die jünger als die Exponate im Retro-Bereich sind.
  • Am Ende eines Messetages stellt sich natürlich die Frage: wo findet die interessanteste Party statt und wen muss ich um ein Ticket anbetteln? Penetrieren Sie nachdrücklich die sozialen und realen Netzwerke. Bringen Sie überzeugende Gründe vor, warum Sie nach einem langen Messetag auch noch auf irgendeiner Party rumstehen müssen. Wenn Sie irgendwo nicht reingelassen werden, erklären Sie am nächsten Tag ungefragt, dass die betreffende Party sowieso nichts getaugt habe.
Irgendwann ist die Messe überstanden. Erleichtert wanken Sie zum Bahnhof und singen Ihre Pearl-Jam-Interpretation: “I’m still alaaf”.

Dienstag, 2. Juli 2013

A Tweet a day ...

Normalerweise ignoriere ich Kettenbriefe und ihr Stöckchen-Gegenstück im Netz, aber wenn einem der verehrte Kollege Cynx schon etwas an den Kopf wirft, muss ich natürlich mitmachen. Es geht um Twitter.

Wer bist du auf Twitter?
Deutsch: falkoloeffler
Englisch: theloeff
Special Interest: falkojoggt

Seit wann bist Du auf Twitter?
Seit dem 24.7.2008, wie mein Archiv zeigt. Hey, bald ist 5jähriges!

Nutzt Du Twit­ter vor­wie­gend pri­vat oder beruflich?
Da es bei mir sowieso keine Trennung gibt ...

Zu wel­chen The­men ver­öf­fent­lichst Du Deine Tweets?
Twitter ist in erster Linie meine geistige Müllhalde. Ich habe keine Büroküche, in der ich blöde Sprüche mit Kollegen reißen könnte. Also landet jeder dämliche Spruch bei Twitter. Da ist die Reichweite auch größer.

Wie viel Zeit pro Woche nimmst Du Dir für Twitter?
Ich nehme mir keine Zeit für Twitter, Facebook oder Blogger. Das läuft nebenher. Beispielsweise jetzt gerade. Also eigentlich immer.

Auf wel­chen Social-Media-Kanälen bist Du aktiv?
Die Frage ist eher: wo nicht? Twitter, Facebook, Blogger, Google+ ... das sollte alles abdecken. Einen inzwischen ungenutzten Tumblr-Account habe ich noch, aber ich bin mir nicht sicher, ob Yahoo das Ding langfristig attraktiv hält. Als Karteileiche bin ich bei Xing und Linkedin - die Social-Funktionen dort können mir gestohlen bleiben.

Wel­che Posi­tion nimmt Twit­ter für Deine Kom­mu­ni­ka­tion in all Dei­nen Social-Media-Kanälen ein?
Twitter ist der Ausgangspunkt. Was dort steht, landet automatisch auch bei Facebook. Würde gerne noch G+ damit verknüpfen.

Orga­ni­sierst Du Tweet-ups bzw. nimmst Du daran teil?
Achwas.

Wofür ver­wen­dest Du Twit­ter vorwiegend?
- Albernheiten.
- Ankündigungen.

Wel­che Gesamt­note von 1 – 6 wür­dest Du Twit­ter geben und wieso?
Klare 1. Ob man es aktiv oder passiv nutzt - kein Kanal ist schöner für einen Echtzeit-Überblick, was gerade passiert. Oder Albernheiten.

Wel­che Tools nutzt Du mit wel­cher Hard­ware für Deine Akti­vi­tä­ten auf Twitter?
Am Desktop: Tweetdeck. Auf Android und dem iPad: die offiziellen Twitter-Apps. Habe gelegentlich andere Tools probiert, aber lande immer wieder beim Original.

Dieses "Twöckchen" werfe ich übrigens nicht weiter. Wer's aufnehmen möchte - nur zu.

Montag, 22. April 2013

Bitte stören Sie nicht unsere Flinten

Disclaimer: Ich verstehe nichts von Jagd, von Wild, von Forst. Obwohl ich direkt am Wald lebe, den ich gern zum Joggen nutze und darin allem Getier aus dem Weg gehe.

Jäger verwirren mich. Letztens lag im Supermarkt eine Jagdzeitung, auf deren Cover eine Wildsau zu sehen war, die gerade von einer Kugel getroffen wird. In anderen Kreisen wäre so was ein tolles Motiv gegen die Verwendung von Waffen, aber in Jagdkreisen ist das wohl, nunja, bewundernswerter hunt porn. Mein Verständnis hält sich bei so etwas in Grenzen. Und ich bin jemand, der gern Egoshooter spielt und deswegen auch damit leben muss, dass andere Leute wenig Verständnis mir gegenüber haben. Allerdings funktioniert bei mir und so ziemlich allen anderen Leuten, die gern Ballerspiele zocken, die Trennung zwischen Realität und Fiktion sehr gut.

Bei Jägern offenbar nicht, wie mir gerade ein Brief eindrucksvoll beweist.

Der Brief, der an jeden Haushalt im Ort ging, weist darauf hin, dass nun über 6 Monate lang die Bundesstraße in den Nachbarort gesperrt ist, weil die komplett neu angelegt wird. Die Absender des Briefes - zwei Jagdpächter - mutmaßen, dass nun viele Leute einen Schleichweg in den Nachbarort nehmen werden - einen Feldweg, der ein Waldstück tangiert, und der eigentlich nur für Land- und Forstwirtschaft freigegeben ist. Im Brief steht etwas, dass das Wild wegen der "Dauerbeunruhigung" neu gepflanzte Triebe zerbeißen wird und erst nachts auf die Wiesen zieht. Da befürchten die Jagdpächter, dass sie ihrem Auftrag, dem "Verbißschutz" (sic!), nicht in vollem Umfang nachkommen können.

Für mich - und wie gesagt, ich bin völlig frei von Wissen über Forstwirtschaft ist - klingt das nach Bullshit.

Erstens wummern in der Pampa sowieso die Traktoren rum. Den ganzen Tag. Und kaum jemand wird sich diesem hoppeligen Feldweg aussetzen, den Unterboden beschädigen und das Auto einsauen, um ein paar Kilometer zu sparen.

Warum also so ein Aufriss? Und warum regt mich dieser Brief so auf?

Aus zwei Gründen:

Zum einen steht darin der verräterische Satz, nach der Sache mit dem Verbissschutz: "Einmal davon abgesehen, dass die jagdlichen Freuden in keinem Verhältnis mehr zum gezahlten Pachtpreis stünden."

Die jagdlichen Freuden.

Siehe oben. Sau in vollem Lauf und so. Ist ja auch schlimm, wenn man Pacht zahlt und dann keinen Gegenwert bekommt, in Form von Viechern, die man abschießen kann.

Zum anderen ticken diese Herren Jagdpächter ein klein wenig anders als normale Menschen, denn wie lässt sich sonst erklären, dass sie ihren Aufruf, wir Einheimischen mögen bitte die Tiere in Frieden lassen, damit sie auf diese ballern können, mit diesem Foto garnieren?

Nein, ich verstehe nichts von Forstwirtschaft. Aber noch weniger von Jägern.


Wir, die Rehe von Altenschlirf, wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie nicht durch unseren Wald fahren, damit die Jagdpächter weiter auf uns schießen können! Wegen der Natur!
Danke für Ihr Verständnis!

Freitag, 12. April 2013

Die Wahrheit über die Haartransplantation von Jürgen Klopp

Erst eine Nerd-Brille, nun das: Jürgen Kohler hat sich Haar auf den Kopf gepappt. Nach der verpassten Meisterschaft sieht der 45jährige die Zeit gekommen, etwas zurückzustecken und mehr Zeit mit seiner Midlife-Crisis zu verbringen. Damit nun alle sehen, welch wallendes Haupthaar er aufträgt, wird er die Pöhler-Mütze natürlich nicht mehr aufsetzen. Diese wurde Donnerstag Nachmittag am Ufer der Isar in Schwabing von einem 12jährigen mit Migrationshintergrund (1860-Fan) gefunden. Nur deswegen ist durchgesickert, dass bei Jürgen Kohler nicht etwa "Eigenhaar" umgetopft wurde, wie er behauptet, sondern die letzten Reste der Kopfhaare von Matthias Sammer, wie man hier leicht erkennen kann. Auch Sammer ist 45. Zufall? Nein. Nur eines von vielen Beispielen für die versteckten Deals in der Bundesliga, ja vielleicht sogar nur die Spitze des Eisbergs einer Haarmafia, die international agiert. So konnte man gerade erst Andrea Pirlo beobachten, wie er die Toupets und künstlichen Bärte von Aragorn auftrug. Wenn die Dortmunder nun Lewandowski zu den Bayern schicken und über die Verkaufssumme Stillschweigen vereinbart wird ... haarig.

Montag, 8. April 2013

Man druckt nur zweimal

Ich bin mit meiner chronologischen Bond-Retrospektive fast durch und stelle fest, dass ich Timothy Dalton inzwischen besser finde als damals und Pierce Brosnan schlechter.

Wobei mir "Der Morgen stirbt nie" vor allem in einer Hinsicht seltsam vorkam: Wir haben 1997. Da ist dieser verrückte Medienmogul, der einen Krieg zwischen England und China auslösen will, um mit seinem Netzwerk aus TV-Stationen und Zeitungen darüber exklusiv zu berichten. So steht er in seiner geheimen Zentrale rum und tippt auf riesigen Bildschirmen schon die Überschriften vom nächsten Tag und kichert sich grün vor Glück. Während das Internet überhaupt nicht vorkommt. Gar nicht. Null. So was gibt es nicht.

Insofern ist der Film doch wieder aktuell: Im Kern geht es darin ums Leistungsschutzrecht.

Donnerstag, 4. April 2013

Wie man E-Books verkauft

Was regt am E-Book-Markt am meisten auf?
- E-Books von Hardcovern kosten bestenfalls einen Euro weniger.
- E-Books zur Taschenbuchausgabe sind noch nicht draußen, weswegen das einzig verfügbare E-Book des Buches doppelt so viel kostet wie die günstigste Printausgabe.

Es wird immer einen Markt für schön aufgemachte, wertige Hardcover geben. Für Sammlerstücke. E-Books sind für Leute, die einfach runterlesen wollen. Warum nicht die beiden Zielgruppen so bedienen, wie sie es wollen? Uschi Zietsch und Fabylon machen es vor, mit den "Chroniken von Waldsee":

Riesiges, tolles Hardcover mit 1.300 Seiten als Sammlerstück: 45 Euro.

E-Book zum Runterlesen mit 1.300 Seiten: 4,99 Euro.

Mittwoch, 3. April 2013

Zur Lage der Nation (04/13)

Es ist April. Ich schreibe ein Buch.
Das ist weniger normal, als es klingt. Denn ich schreibe mit Vollgas. Normalerweise arbeite ich neben meinen Auftragsjobs an den Büchern. Deswegen dauert's auch so lange. Das aktuelle Buch ist nicht der Politthriller, an dem ich seit 1896 arbeite, der ist immer noch in der Überarbeitungsrunde. Der größte Teil meiner Zeit fließt derzeit in ein Buch, das vielleicht noch diesen Monat offiziell angekündigt wird. Ich freue mich riesig darauf, darüber reden zu können. Für den Moment sei nur gesagt: Es ist kein Roman. Und es ist ein großer Spaß.

Die E-Book-Anthologie meiner Kurzgeschichten ist inzwischen auch fast fertig, aber die Politur hebe ich mir wohl für den Abschluss des primären Buchprojekts auf. Sollte im Sommer rauskommen, wird günstig und ungefähr 200 Seiten stark.

Heißt: Wenn alles klappt, erscheinen dieses Jahr von mir drei Bücher.

Und danach kann ich endlich mit Drachenwächter 3 beginnen. Ab und an fragt jemand danach. Was sich verdammt gut anfühlt. (Ach ja - für jeweils etwas über 7 Euro gibt's meine drei Fantasy-Romane inzwischen auch für den Kindle.)

---

In drei Wochen bin ich in Berlin bei der Entwicklerkonferenz Quo Vadis. Auf dieser habe ich 2007 und 2008 eine Adventure-Diskussionsrunde geleitet. Die erlebt dieses Jahr eine Neuauflage. Allerdings nicht mit drei Teilnehmern - sondern sechs. Teils international. Auf Englisch. Al Lowe, Charles Cecil, Jan Klose, Jörg Beilschmidt, Jan Theysen, Jan Müller-Michaelis. Hui.

Kaum wieder zuhause, geht's direkt weiter - auf die diesjährige Lesereise in die Schweiz.

Dienstag, 2. April 2013

Tomb Raider II (1997)


Da hat man den ersten Teil wieder durchgespielt, in 4:3 und 640er-Auflösung, hochskaliert auf Full HD, und dann merkt man, dass das Sequel die Stellschraube deutlich höher drehen lässt. 1900x1200? Kein Problem - HALLELUJA, was für eine Pracht … die doch deutlich kantiger als, sagen wir mal, Crysis aussieht. Die Texturen sind verwaschen, das Wasser ist eine wabernde Ebene, aber hey, die Auflösung stimmt. Alles ist runder, detaillierter und sogar der Pferdeschwanz ist halbwegs korrekt animiert und nicht mehr nur eine Knolle am Hinterkopf. Klar - noch immer sind die Gesichter eine grobe Pixelmasse und Animationen darin noch Wunschdenken. Auch die Leitern an den Wänden sind nichts weiter als eine horizontal geriffelte Textur, die man nur mit Wohlwollen als etwas interpretieren kann, an dem man sich festhalten sollte. Doch alleine deswegen, weil die Augen nicht so schmerzen wie beim ersten Teil, sollte jemand, der sich dem klassischen Tomb Raider widmen möchte (als Lara noch das Motto “Charakter ist für andere Leute” pflegte) eher mit Teil 2 anfangen als mit Teil 1.
Andererseits … vielleicht ist dieser Teil auch nicht gerade der beste Einstieg in die Serie.
Meine Fresse, hat Core Design bei der Schwierigkeit nachgelegt. Da gibt’s keine Schonzeit - weder für den Spieler noch für die Tiere, die an Lara schnuppern wollen. Du wirst ins erste Level geschmissen, machst vier Schritte und wirst von einem Tiger angefallen. Dann kletterst du ein Stück hoch und die Eintracht-Adler kommen herangesegelt. In dieser Hinsicht ist Tomb Raider traditionsbewusster als die CSU. Auch am Interface hat sich fast nichts geändert.
Über Abwechslung kann man in Teil 2 nicht klagen. Während Lara im ersten Teil nur in Cutscenes aufs Mopped oder ähnliche fahrbare Untersätze durfte, kann der Spieler nun selbst im Schneemobil durch die Gegend schraddeln und die miese Steuerung verfluchen. Schon im zweiten Level darf Venedig per Boot erforscht werden. Und weil man Lara-Croft-Figuren auch mehrfach verkaufen kann, wenn man welche mit unterschiedlichen Outfits herstellt, beweist dieser Teil. Während ein Tauchgang im Taucheranzug noch logisch anmutet und das hautenge Neopren den Betrachter erfreut, ist das Outfit in der tibetanischen Hochebene eher mit trockenem Husten zu kommentieren. Klar, Lara, so eine Fliegerweste mit Pelzkragen hält den ganzen Körper warm. Zieh ruhig die Shorts an. DER SCHNEE IST JA HÖCHSTENS KNIETIEF!
Die Level sind größer. Und, wie gesagt, schwerer. Das Opernhaus ist auch bei zweiter Sichtung mit ca. 15 Jahren Abstand ein verwirrender Moloch. Und immer noch muss ich kichern, wenn die elektronische Keycard durch den Kartenleser gezogen wird und dazu die “Dreh den Schlüssel um”-Animation abgespielt wird - samt metallischem Klicken. Dann geht’s in versunkene Schiff, das logischerweise nur so von Bösewichtern wimmelt. Jammert man heute bei Actionspielen eher über zu kurze Spielzeit, würde man sich hier wünschen, dass einige Level etwas kompakter wären. Meine Spieldauer war bei Teil 2 nun fast doppelt so lang wie bei Teil 1.
Die Tomb-Raider-Regeln werden mit Teil 2 zementiert. Da ist ein Hebel an der Wand und daneben liegen zwei Stapel Uzi-Munition? Jau, alles klar, sobald ich den Hebel betätige, kommen Feinde von irgendwo angerauscht. Die Steuerung wurde optimiert: Man kann nun im Wasser auf der Stelle wenden und einen Kopfsprung ausführen. Ambitionierte Elemente werden versucht, aber nicht durchgezogen: Im Kloster kann man sich den Mönchen gegenüber friedlich verhalten, dann stehen sie auf der Seite des Spielers. Ballert man einen ab, sind sie feindlich gesinnt. So oder so hat’s nicht die geringste Auswirkung aufs Gameplay.
Spaß hat’s gemacht, aber zwischendurch war’s ermüdend. Nun steht Teil 3 an, von dem ich seinerzeit nur die Demo gespielt habe. In dieser musste ich einen Hang runterrutschen, stand dann in einem hässlichen Dschungel und wusste nicht weiter. Wird Zeit, dem Ganzen eine neue Chance zu geben. Aber nach dem harten Stück Arbeit, das Teil 2 dann doch war, muss der Oli Kahn gemacht werden: Mund abputzen und weiterspielen.

Montag, 4. März 2013

Breaking News: Video-on-Demand-Anbieter wollen keine Kunden

Die Anbieter von Video-Streaming-Diensten werben gern mit dem gewaltigen Angebot an Filmen, die man SOFORT anschauen kann. Und dann wird man frohgemut Kunde bei einem der Anbieter, sagen wir bei Lovefilm, weil man ja sieht, dass die Filmbibliothek fröhlich wächst und erfreut sich an den vielen Filmen, die man endlich oder wieder anschauen kann.

Dann entdeckt man irgendwann diesen unscheinbaren Hinweis bei einigen Filmen:


Wie bitte?

Ah, natürlich. Wir sprechen ja hier von Filmfirmen, die schon mit ihren DVD-Kopierschutzversuchen manche Ausgaben unabspielbar gemacht haben, die unbenutzbare "Digital Copys" verkaufen und den ehrlichen Kunden mit unabbrechbaren Werbetrailern oder offenen Drohungen gängeln.

Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Verknappung! Man fühlt sich doch gleich zurückversetzt in die Zeit, als man zitternd in die Videothek ging, in der Hoffnung, dass wenigstens vor einer der 10 Hüllen des gerade erschienenen Blockbusters noch ein Ausleihkärtchen steht. Und wenn nicht, lief man halt 15 Minuten rum, in der vagen Hoffnung, dass jetzt gleich einer den Film zurückbringt.

Nun darf ich also bei Lovefilm aufpassen, dass mir nix durch die Lappen geht.

Oder mein Abo kündigen.


---- Update vom 11.3.12:

Lovefilm hat auf mein Gemosere per Twitter reagiert - dafür vielen Dank. Die Erklärung des Sachverhaltes ist diese:

"Aufgrund von Vertragsvereinbarungen mit Studios und Händlern sind Neuerscheinungen nur für einen relativ kurzen Zeitraum (meistens für ein paar Monate) für den Video on Demand Service freigegeben. Diese Filme sind dann für einen gewissen Zeitraum für den Video on Demand Service gesperrt und dürfen erst danach wieder zum Online-Abruf bereitgestellt werden. Dieser Zeitraum kann zwischen 3 und 24 Monaten liegen, der von den jeweiligen Filmstudios abhängt.Titel, die eine bestimmte Laufzeit haben, besitzen einen "Countdown" in der Filmbeschreibung. Für die durch die Einschränkung entstandene Enttäuschung entschuldigen wir uns vielmals. Auf die Vergabe und Laufzeit der Lizenzen hat LOVEFiLM leider keinen Einfluss."

Gut - der polemische Titel meines Blogeintrags trifft nicht den Kern der Sache. In den Köpfen der Filmverleiher herrscht offenbar weiterhin die Denke, dass VoD-Angebote etwas sind, das man zähneknirschend hinnehmen muss, damit nicht alle Welt die Filme einfach runterlädt. Dass diese begrenzte Lizenzierung schlicht kundenfeindlich ist, wird bei diesen Leuten wohl nicht so schnell ankommen. Der Countdown-Timer, den Lovefilm einsetzt, ist also nicht etwa eine Drohung, wie er mir anfangs vorkam, sondern tatsächlich ein Service ...

Das richtig Bekloppte daran ist, dass es konkurrierende Streaming-Dienste gibt, die aber nach dem Bäumchen-Wechsel-dich-Prinzip ihr Angebot aufbauen. Mal ist ein Film hier verfügbar, mal dort. Je nach Lizenz, je nach Laufzeit.

Freitag, 1. März 2013

Jürgen Klopp fordert Leistungsschutzrecht für Jürgen Klopp

Nachdem Jürgen Klopp sich öffentlich darüber beschwert hat, dass die Bayern seine Ideen klauen, fordert er nun ein Leistungsschutzrecht für seine Erzeugnisse. Es sei unverschämt, dass die Bayern auch 11 Mann aufstellen, genau wie er. Auch die Verwendung beider Füße unter Zuhilfenahme der Knie habe er schon in seiner Zeit als Aktiver bei der TuS Ergenzingen erfunden. Dass Stürmer vor dem Tor auf Chancen lauern, habe Mandzukic 1:1 bei Lewandowski kopiert, haderte Klopp weiter. Allerdings gestand er ein, dass Jupp Heynckes wenigstens den Anstand habe, seine Hysterie an der Seitenlinie nicht mit chinesischen Methoden zu kopieren.

Im Rahmen des Leistungsschutzrechtes für Jürgen Klopp sollen die Bayern nur noch "Snippets" seiner Taktik verwenden dürfen: alle Spieler dürfen sich nur in einem Radius von 10 Metern um einen bestimmten Punkt herum bewegen. Wenn ein Pass gespielt wird, darf der nur eine "angemessene Länge" haben, ansonsten muss ein Lizenzvertrag ausgehandelt werden.

Montag, 25. Februar 2013

Der gläserne Bürger v2


Deutschland liebt Schilder.
Denken wir an den Schilderwald, der uns klarmacht, was wir nicht dürfen. Hier nicht das Gras betreten, dort nicht mit Eis reingehen und überhaupt wenn, dann nur in die eine Richtung. Dort ist Schutt abladen verboten, hier bitte nicht fotografieren. Finger weg! Wir erinnern uns auch die Internet-Schilder, die die Netzverkehr so unglaublich viel sicherer machen sollten.
Bald wird Deutschland ein Schild für "Google Glass" brauchen.

Es wird vermutlich aus einem roten Kreis bestehen, mit einem schönen, dicken roten Strich von links oben nach rechts unten. So viel ist klar. Wenn man Ruhe einfordern und ein Handyklingeln verbieten will, ist das noch recht leicht - ein Handy kann man hinter dem roten Strich noch erkennbar skizzieren: ein viereckiges Ding mit Tasten, aus dem eine Antenne kommt, von der Halbkreise abstrahlen. Mit einem modernen Smartphone ist es schon schwieriger - es sieht eher wie ein glänzender Ziegel aus. Wie soll man eine Datenbrille darstellen, sodass Passanten nicht glauben, sie dürften generell keine Brillen tragen?

Wenn man den Technik-Gerüchten - und im Bezug auf die Google-Brille den Fakten - glaubt, dann starren wir bald nicht mehr auf Smartphones. Zumindest nicht mehr so oft. Apple baut eine Armbanduhr, heißt es. Vielleicht ein autark funktionierendes Gerät, wohl eher aber eine Erweiterung des iPhones, wie die gerade ausgelieferte "Pebble"-Smartwatch. Nachdem Smartphones Bildschirmgrößen jenseits der 5 Zoll erreicht haben, sieht es so aus als, würde sich das Wettrennen an der Technologiefront in den nächsten Monaten oder Jahren auf "wearable computing" verlagern. Prophezeit wurde es schon lange, Ansätze gab es viele (darunter "Spot" von Microsoft vor fast 10 Jahren), aber der Durchbruch ließ auf sich warten.

1999 bin ich von Windows auf Apple gewechselt. Zum einen war Windows 98 auf meinem damaligen PC eine Katastrophe, zum anderen wurde mir das System schlicht langweilig. Ich hatte den Eindruck, dass Apple mit dem damals neue erschienenen iMac spannender war - und bin spontan umgestiegen. Als dann Mac OS X rauskam, war ich vollends begeistert. Nun, fast 15 Jahre später, wird Apple in meinen Augen ziemlich langweilig. Sie haben in der Zwischenzeit mehrere Revolutionen angezettelt, aber derzeit, tja, sieht mir Google deutlich lebendiger aus. Android ist beweglicher und flexibler als iOS, Chrome OS eine spannende Art, das traditionelle OS überflüssig zu machen. Und mit Lion hatte ich eher Ärger als Freude. Alle Welt wartet auf den nächsten großen Knaller der Apfelfirma. Vielleicht zaubert Apple bald etwas aus dem Hut, und wenn es eine Daten-Armbanduhr ist, wird die primäre Reaktion darauf sein: "Was, nur? Das braucht doch keiner!" (Das ist übrigens die gleiche wie beim iPod, dem iPhone und dem iPad. Was jedem, der diesen initialen Eindruck von der "iWatch" hat, zu denken geben sollte.)

Aber vielleicht ist "Was, nur?" dann doch die richtige Reaktion. Dieses eine Mal. Denn ich glaube, Google Glass ist die nächste große Revolution. Vielleicht liege ich auch kolossal daneben, und die Angst davor ist größer als die Bereitschaft, sich darauf einzulassen - eine Grundeinstellung bei technischen Neuerungen, die besonders in Deutschland traditionell gepflegt wird.

Stellen wir uns schon jetzt auf ein Wortspiel ein: "Der gläserne Bürger v2". Derjenige, der Google Glass trägt und dem bösen Monopolisten in die Hände spielt und brühwarm einen Live-Feed seines Lebens ausstrahlt. Das tut er mit Glass natürlich nicht, aber egal, es wird da draußen genug Leute geben, die es genau so auffassen wollen. Das sind diejenigen, die gegen Street View protestieren, weil ja Google draußen eine Kamera aufbaut und ihnen rund um die Uhr ins Badezimmer schaut! Schnell Einspruch einlegen!

Mein Bauchgefühl ist, dass es so kommen wird: Anfangs wird Glass natürlich nur von ein paar Enthusiasten getragen werden, und man wird es mit Neugier und Misstrauen betrachten. Doch es werden mehr werden. Immer mehr. Und irgendwann wird eine kritische Masse erreicht, und der Anblick eines Glass-Trägers an öffentlichen Plätzen wird nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein.

Es passieren diese Sachen:


Jemand baut einen Verkehrsunfall, während er ein Glass trägt. Der Boulevard berichtet ausführlich darüber. Das Tragen von Glass während einer Autofahrt wird verboten.

Leute werden hysterisch reagieren, wenn jemand mit einem Glass im Gesicht in ihre Nähe kommt. Sie sind überzeugt, dass sie gerade live gefilmt und ins Internet gestreamt werden und damit ihre Privatsphäre verletzt wird. Alle Hinweise, dass es nicht so ist, werden verhallen. Unbedeutende Politiker werden fordern, dass das "Aufzeichnen"-Licht vorne am Glass vergrößert werden muss.

Im Gespräch mit jemandem, der Glass trägt, wird es immer wieder passieren, dass diese Person plötzlich ins Leere zu blicken scheint, vielleicht ein wenig nach rechts oben. Wir wissen, dass diese person dann schaut, was im Glass angezeigt wird. Und wir fühlen uns unwohl, weil wir nicht die geringste Idee haben, was es ist.

Leute werden herumlaufen und mit sich selbst reden - bzw. mit jemandem via Glass. Alle werden das ganz fürchterlich und als einen Verfall der Sitten finden, denn mit einem Bluetooth-Headset hat man ja NUR geredet und nicht noch Leute angeguckt, die irgendwo anders sind.

Es wird eine lautstarke Gruppe von Menschen geben, die sich Glass kategorisch verweigert. Gut, ein Handy hat diese Gruppe, falls man mal mit dem Auto liegenbleibt, aber Glass kommt ihnen nie und nimmer ins Gesicht!

Der neue Papst wird sich mit einem Glass fotografieren zu lassen, um zu beweisen, wie modern er ist.

In Kinos wird es härtere Kontrollen während der Vorführung geben. Brillen mit dicken Rändern werden vom unkundigen Personal für Glass gehalten und die Träger nicht eingelassen. Die Nerd-Dichte in Kinos lässt deswegen deutlich nach, der letzte "Hobbit"-Teil wird ein kommerzieller Flop.

Und, wie gesagt, es wird ein Glass-Verbotsschild geben. Viele Varianten davon. Weil keiner weiß, wie es aussehen soll.

Dann schlägt auch wieder die Stunde der Kulturpessimisten.

Wir werden so abhängig von der Technologie, werden sie sagen. Wir vergessen, das wahre Leben ums uns herum und sehen es nur noch durch den Google-Filter, werden sie sagen. Früher die Handys, die hatten wir wenigstens nicht den ganzen Tag vorm Gesicht, und die konnten wir auch ausschalten, und das haben wir fast immer getan. Klammheimlich wird sich Glass ausbreiten, und kaum jemand wird den einen zentralen Effekt wahrhaben wollen: dass Technik wieder ein Stück aus unserem Leben verschwindet. Dass das Smartphone meistens in der Tasche bleibt, weil es dann primär ein Relais für Glass ist.

Vielleicht ist das der zentrale Punkt für eine Daten-Armbanduhr wie Pebble: sie ist vertraut, sie ist persönlich, nicht unheimlich, nicht öffentlich. Viele werden - wenn überhaupt neben dem Smartphone - zu so etwas greifen statt Glass. Anfangs. Nicht langfristig, glaube ich. Wer will schon ewig den Arm angewinkelt halten?

Für mich ist die wahre Revolution, die hier zu beginnen scheint: dass Technik durch Glass in unserem Alltag präsenter wird - und gleichzeitig verschwindet. Ein Glass haben wir immer im Blick, aber es versperrt diesen nicht, es ist durchlässig. Es ist Technologie im Augenwinkel, nicht vor der Pupille.

Und genau deswegen, weil die Technik nicht offensichtlich ist, werden alle davor Angst haben.

Samstag, 23. Februar 2013

Elektrolöffler

Berliner Kindl? Fantasy-Kindle!
Da sind sie ja - die E-Books.
Warum "Cademar" einen Cent teurer ist, weiß ich auch nicht. Vermutlich Vergnügungssteuer.

Freitag, 22. Februar 2013

Re-Blog

Und nun wandert also auch mein Blog zu Google. Warum? Weil ich so ein logischer Typ bin. Jetzt nutze ich hauptamtlich so ziemlichen jeden Google-Dienst, da kann auch das Blog hierher. Obwohl ich mit Tumblr wirklich zufrieden war - sehr schöner, stylisher Dienst, kinderleicht zu bedienen - aber eben ein ganz eigenes System, eine Insellösung, die kein richtiges Blog ist, sondern eher wie Twitter. Blogger ist - natürlich - perfekt mit Google+ integriert, das ich in letzter Zeit auch verstärkt nutze.

Ich hab irgendwann Mitte 2004 mit dem "FalkoBlog" begonnen:


Die gute alte Zeit. Wir hatten ja nix.

Da war es noch eine Antville-Engine, die auf macnews.de gehostet wurde. Macnews ist inzwischen Giga, und die Subdomain mit dem Blog ist vom Netz. Danach habe ich das Blog auf der eigenen Homepage weitergeführt:



Meine Fresse, war es fummelig, die ganzen Blog-Einträge in Ordnern zu arrangieren ...

Meine Homepage wurde dann vor 2 Jahren stark entschlackt (inklusive Blog, das ist vom Netz) und ist seitdem eher eine Visitenkarte und fast statisch. Gebloggt bzw. getumblet wurde dann mit oft wechselndem Design hier:


Dass sich niemand diese Domain vor mir gesichert hat ... so was.
Und nun landet das FalkoBlog als Hetzportal also bei Blogger ...

Wie lange es hier bleibt und wie lange das Design sich nicht verändert? Ha, ich mache keine Versprechungen ...

Montag, 18. Februar 2013

Lektorieren ...



Und beim Durchgehen meiner alten Mails stieß ich auch wieder auf dieses fast 10 Jahre alte Jobangebot.
Bevor mir noch jemand kommt: DAS HAB ICH ABGELEHNT!

Falko, hör die Signale


Nachdem ich tausende E-Mails in Gmail importiert hatte, in denen ich mit Kunden aus der deutschen Spielebranche konferiere, machte mir die kontextsensitive Werbung diesen Vorschlag...

Sonntag, 10. Februar 2013

Two extremes of a job

"There are two extremes of a job… the best possible thing about your job as opposed to the worst possible thing about your job. The best possible thing is that you love your job with every fiber of your being, you think about it day and night, you live it every moment, you see it as your life’s mission, it consumes every ounce of your passion. (…) And what’s the worst possible thing about a job you have? Strangely enough… it could be the very same thing."-- Don Rosa

Freitag, 1. Februar 2013

Pressemitteilung: Löffler auf Buchmesse

Überraschend kündigte Käsefreund Falko Löffler heute seinen Besuch auf der Leipziger Buchmesse an. “Ich wollte eigentlich ausschlafen, aber nun hat es sich ergeben, dass ich doch hinfahre”, erklärte er der versammelten Weltpresse. Allerdings müsse er noch entscheiden, welche Organe er verkauft, um sich ein Hotel in Bahnhofnähe leisten zu können. Sollten sich alle Organe als unabkömmlich (oder unverwertbar) erweisen, wird er nur einen Tag dort sein, vermutlich am Samstag. Über den Zweck seines Besuches hüllte sich Löffler in Schweigen, machte aber Andeutungen über ein revolutionäres Geheimprojekt, das entweder zur Messe oder kurz danach enthüllt wird. Nein, es kommen keine Drachen darin vor.
Zur sofortigen Veröffentlichung (nach Cocktails).

Freitag, 25. Januar 2013

"Inside Llewlyn Davis


Nach wie vor bringen die Coens in 2 Minuten mehr Stil, Flair und Atmosphäre unter als andere in 90.

Donnerstag, 24. Januar 2013

Tomb Raider (1996)

Wohlige Nostalgie stellt sich beim Vorspann ein - beim 3dfx-Logo. Stimmt ja - “Tomb Raider” war damals ein Hauptgrund für den Kauf der “Diamond Monster 3D”. Ich hatte das erste Level noch mit Software-Rendering auf dem Pentium 133 gespielt, was so viel bedeutet wie: Ruckeln, niedrige Framerate. Klötzchentexturen. Und viele Tode, denn in dieser Form konnte man Lara kaum steuern. Dann das Upgrade. Nach dem Einbau der Zusatzkarte und dem Installieren des 3D-Patches - eine Offenbarung: Gefilterte Texturen, butterweiche Grafik, höchstmögliche Framerate. Ein Quantensprung, den man sich zu Zeiten von fotorealistischer Grafik in 1080p kaum noch vorstellen kann.

Die Steam-Version des ersten Teils der Reihe sieht so aus wie diese Version. Aber, nun, das Spiel hat inzwischen unfassbare 17 Jahre auf dem Buckel. Auch die gerenderten Videosequenzen sehen entsprechend aus. 4:3 ist ein Bildformat, das auf einem HD-Breitbild-Display ungewohnt ist, aber damit kann man leben - mit dem dauernden Rumwabern der Texturen weniger. Erste Zweifel kommen: Will ich das wirklich noch mal spielen? Soll ich das alles in der nostalgischen Schublade lassen und fertig?
Doch der technische Kulturschock verschwindet bei mir erstaunlich schnell, als ich die ersten Schritte in der Höhle in Peru mache. Das Tomb-Raider-Gefühl ist schnell wieder da, ich renne begeistert durch die Gegend. Klar, dabei muss ich diverse Viecher abmurksen, die unter Artenschutz stehen. Dank Auto-Aim muss ich dazu nur den Feuerknopf gedrückt halten - selbst wenn die Kamera neben Lara steht, weiß ich, dass da was ist, weil sie plötzlich die Arme ausstreckt und zielt.
Überhaupt, die Kamera. Ja, mit der hat Core Design damals noch gekämpft. Sie scheint mich die ganze Zeit anzubrüllen: “Ja, ist ja gut! Ich geh zur Seite! Ach ne - da ist ja eine Wand. Moment - also hoch - verdammt, die Decke! Mach mal Platz! So, jetzt bin ich VOR Lara. Das bringt dir nichts, und wenn du auch nur einen Schritt machst, RASE ich wieder irgendwie hinter sie, und du verlierst völlig die Orientierung, aber WIR SIND HALT NICHT MEHR BEI RICK DANGEROUS!”
Dass Core Design die Lara-Croft-Formel noch nicht zu 100% gefunden hatte, merkt man an allen Ecken und Enden. Man betätigt einen Hebel - mal zeigt eine Cutscene, was das für Folgen hat (am anderen Ende des Levels), mal hört man daraufhin ein Geräusch, aber allzu oft passiert NIX und es wird dem Spieler überlassen, durch die Gegend zu latschen und herauszufinden, was er gerade bewirkt hat. Einige Rätsel sind völlig absurd - um ein vertäutes Boot auf einem unterirdischen See von A nach B zu bewegen, muss ich am anderen Ende einer Mine einen Standard-Hebel betätigen.
“Tomb Raider” lebt von der Leere. Nicht zu unrecht wurde damals behauptet, der Niedergang des Adventures liege auch daran, dass die üblichen Adventure-Rätsel in anderen Genres aufgegangen sei. Ja, dieses Spiel lässt mich grübeln, ich bin nicht dauernd in Hektik. In den guten Levels funktioniert der Spielrhythmus immer noch wunderbar, besonders die Ägypten-Level seien hervorgehoben. Hier hat offenbar niemand gejammert, dass zu wenig Action abläuft, zu wenig Gegner - und das ist gut so. Hier bekomme ich immer wieder einen Blick auf noch nicht erkundete Ecken, zu denen ich mir dann Zugang verschaffen kann. DAS ist für mich “Tomb Raider”: ein riesiges Level voller Verstecke und nicht dieser lineare Tunnel, durch den mich “Uncharted” (extrem kompetent und unterhaltsam) lenkt. In den schlechten Levels besteht dieser erste Teil aus einer linearen Geisterbahn. Vor allem die Level in Atlantis sind sehr schlecht gealtert und ziehen das Erlebnis doch weit runter. Vielleicht musste dieses letzte Viertel - wo so oft in der Spieleentwicklung - auch unter extremem Zeitdruck abgeschlossen werden.
Durch dieses Spiel wurde Lara Croft zur Ikone. Zurecht? War sie damals so ein starker Charakter, und hat die Geschichte des Spiels eine derart gute Basis gegeben? Äh, Geschichte? Irgendwas mit Atlantis halt. Und … so einem Artefakt. Selbst direkt nach dem Spielen weiß ich nicht, was da eigentlich passiert ist. War mir während des Spielens völlig egal, obwohl ich jemand bin, der eigentlich auf die Story in Spielen achtet. Das dürfte ein wenig daran liegen, dass ich das Spiel schon kenne und gar keine Überraschung erwartet habe, und sicher ist auch die gealterte technische Umsetzung daran schuld - aber der Hauptgrund ist für mich, dass ich mit “Uncharted” und anderen Spielen gesehen habe, wie es besser geht: indem der Hauptcharakter stärker gezeichnet wird, der aktiv den Spielablauf kommentiert, indem NPCs immerzu eine Rolle spielen, alle Figuren eine Motivation haben, eine eigene Spannungskurve. Dass Grafik und Voice Acting bei “Uncharted” eine Klasse für sich sind, verstärkt diesen Eindruck natürlich immens.
Ja, man sieht das Quader-Design der Levels, die scharfen Kanten überall. Man wundert sich, dass die schräge Ebene hier zum Draufstehen gedacht ist, aber die daneben, die ein paar Grad steiler ist, zum Rutschen. Wenn Lara in Lava fällt, dann heißt das, dass sie auf einer roten Fläche landet, sofort Feuer fängt und sich erstmal brennend aufstellt - um dann stöhnend langsam zu Boden zu sinken.
Und doch funktioniert “Tomb Raider” immer noch erstaunlich gut. Es war eines der ersten ECHTEN 3D-Spiele - das kein Egoshooter war. Damals hat es Abenteuerlust geweckt - und in mir die Lust, mit Teil 2 weiterzumachen.