Montag, 22. April 2013

Bitte stören Sie nicht unsere Flinten

Disclaimer: Ich verstehe nichts von Jagd, von Wild, von Forst. Obwohl ich direkt am Wald lebe, den ich gern zum Joggen nutze und darin allem Getier aus dem Weg gehe.

Jäger verwirren mich. Letztens lag im Supermarkt eine Jagdzeitung, auf deren Cover eine Wildsau zu sehen war, die gerade von einer Kugel getroffen wird. In anderen Kreisen wäre so was ein tolles Motiv gegen die Verwendung von Waffen, aber in Jagdkreisen ist das wohl, nunja, bewundernswerter hunt porn. Mein Verständnis hält sich bei so etwas in Grenzen. Und ich bin jemand, der gern Egoshooter spielt und deswegen auch damit leben muss, dass andere Leute wenig Verständnis mir gegenüber haben. Allerdings funktioniert bei mir und so ziemlich allen anderen Leuten, die gern Ballerspiele zocken, die Trennung zwischen Realität und Fiktion sehr gut.

Bei Jägern offenbar nicht, wie mir gerade ein Brief eindrucksvoll beweist.

Der Brief, der an jeden Haushalt im Ort ging, weist darauf hin, dass nun über 6 Monate lang die Bundesstraße in den Nachbarort gesperrt ist, weil die komplett neu angelegt wird. Die Absender des Briefes - zwei Jagdpächter - mutmaßen, dass nun viele Leute einen Schleichweg in den Nachbarort nehmen werden - einen Feldweg, der ein Waldstück tangiert, und der eigentlich nur für Land- und Forstwirtschaft freigegeben ist. Im Brief steht etwas, dass das Wild wegen der "Dauerbeunruhigung" neu gepflanzte Triebe zerbeißen wird und erst nachts auf die Wiesen zieht. Da befürchten die Jagdpächter, dass sie ihrem Auftrag, dem "Verbißschutz" (sic!), nicht in vollem Umfang nachkommen können.

Für mich - und wie gesagt, ich bin völlig frei von Wissen über Forstwirtschaft ist - klingt das nach Bullshit.

Erstens wummern in der Pampa sowieso die Traktoren rum. Den ganzen Tag. Und kaum jemand wird sich diesem hoppeligen Feldweg aussetzen, den Unterboden beschädigen und das Auto einsauen, um ein paar Kilometer zu sparen.

Warum also so ein Aufriss? Und warum regt mich dieser Brief so auf?

Aus zwei Gründen:

Zum einen steht darin der verräterische Satz, nach der Sache mit dem Verbissschutz: "Einmal davon abgesehen, dass die jagdlichen Freuden in keinem Verhältnis mehr zum gezahlten Pachtpreis stünden."

Die jagdlichen Freuden.

Siehe oben. Sau in vollem Lauf und so. Ist ja auch schlimm, wenn man Pacht zahlt und dann keinen Gegenwert bekommt, in Form von Viechern, die man abschießen kann.

Zum anderen ticken diese Herren Jagdpächter ein klein wenig anders als normale Menschen, denn wie lässt sich sonst erklären, dass sie ihren Aufruf, wir Einheimischen mögen bitte die Tiere in Frieden lassen, damit sie auf diese ballern können, mit diesem Foto garnieren?

Nein, ich verstehe nichts von Forstwirtschaft. Aber noch weniger von Jägern.


Wir, die Rehe von Altenschlirf, wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie nicht durch unseren Wald fahren, damit die Jagdpächter weiter auf uns schießen können! Wegen der Natur!
Danke für Ihr Verständnis!

Freitag, 12. April 2013

Die Wahrheit über die Haartransplantation von Jürgen Klopp

Erst eine Nerd-Brille, nun das: Jürgen Kohler hat sich Haar auf den Kopf gepappt. Nach der verpassten Meisterschaft sieht der 45jährige die Zeit gekommen, etwas zurückzustecken und mehr Zeit mit seiner Midlife-Crisis zu verbringen. Damit nun alle sehen, welch wallendes Haupthaar er aufträgt, wird er die Pöhler-Mütze natürlich nicht mehr aufsetzen. Diese wurde Donnerstag Nachmittag am Ufer der Isar in Schwabing von einem 12jährigen mit Migrationshintergrund (1860-Fan) gefunden. Nur deswegen ist durchgesickert, dass bei Jürgen Kohler nicht etwa "Eigenhaar" umgetopft wurde, wie er behauptet, sondern die letzten Reste der Kopfhaare von Matthias Sammer, wie man hier leicht erkennen kann. Auch Sammer ist 45. Zufall? Nein. Nur eines von vielen Beispielen für die versteckten Deals in der Bundesliga, ja vielleicht sogar nur die Spitze des Eisbergs einer Haarmafia, die international agiert. So konnte man gerade erst Andrea Pirlo beobachten, wie er die Toupets und künstlichen Bärte von Aragorn auftrug. Wenn die Dortmunder nun Lewandowski zu den Bayern schicken und über die Verkaufssumme Stillschweigen vereinbart wird ... haarig.

Montag, 8. April 2013

Man druckt nur zweimal

Ich bin mit meiner chronologischen Bond-Retrospektive fast durch und stelle fest, dass ich Timothy Dalton inzwischen besser finde als damals und Pierce Brosnan schlechter.

Wobei mir "Der Morgen stirbt nie" vor allem in einer Hinsicht seltsam vorkam: Wir haben 1997. Da ist dieser verrückte Medienmogul, der einen Krieg zwischen England und China auslösen will, um mit seinem Netzwerk aus TV-Stationen und Zeitungen darüber exklusiv zu berichten. So steht er in seiner geheimen Zentrale rum und tippt auf riesigen Bildschirmen schon die Überschriften vom nächsten Tag und kichert sich grün vor Glück. Während das Internet überhaupt nicht vorkommt. Gar nicht. Null. So was gibt es nicht.

Insofern ist der Film doch wieder aktuell: Im Kern geht es darin ums Leistungsschutzrecht.

Donnerstag, 4. April 2013

Wie man E-Books verkauft

Was regt am E-Book-Markt am meisten auf?
- E-Books von Hardcovern kosten bestenfalls einen Euro weniger.
- E-Books zur Taschenbuchausgabe sind noch nicht draußen, weswegen das einzig verfügbare E-Book des Buches doppelt so viel kostet wie die günstigste Printausgabe.

Es wird immer einen Markt für schön aufgemachte, wertige Hardcover geben. Für Sammlerstücke. E-Books sind für Leute, die einfach runterlesen wollen. Warum nicht die beiden Zielgruppen so bedienen, wie sie es wollen? Uschi Zietsch und Fabylon machen es vor, mit den "Chroniken von Waldsee":

Riesiges, tolles Hardcover mit 1.300 Seiten als Sammlerstück: 45 Euro.

E-Book zum Runterlesen mit 1.300 Seiten: 4,99 Euro.

Mittwoch, 3. April 2013

Zur Lage der Nation (04/13)

Es ist April. Ich schreibe ein Buch.
Das ist weniger normal, als es klingt. Denn ich schreibe mit Vollgas. Normalerweise arbeite ich neben meinen Auftragsjobs an den Büchern. Deswegen dauert's auch so lange. Das aktuelle Buch ist nicht der Politthriller, an dem ich seit 1896 arbeite, der ist immer noch in der Überarbeitungsrunde. Der größte Teil meiner Zeit fließt derzeit in ein Buch, das vielleicht noch diesen Monat offiziell angekündigt wird. Ich freue mich riesig darauf, darüber reden zu können. Für den Moment sei nur gesagt: Es ist kein Roman. Und es ist ein großer Spaß.

Die E-Book-Anthologie meiner Kurzgeschichten ist inzwischen auch fast fertig, aber die Politur hebe ich mir wohl für den Abschluss des primären Buchprojekts auf. Sollte im Sommer rauskommen, wird günstig und ungefähr 200 Seiten stark.

Heißt: Wenn alles klappt, erscheinen dieses Jahr von mir drei Bücher.

Und danach kann ich endlich mit Drachenwächter 3 beginnen. Ab und an fragt jemand danach. Was sich verdammt gut anfühlt. (Ach ja - für jeweils etwas über 7 Euro gibt's meine drei Fantasy-Romane inzwischen auch für den Kindle.)

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In drei Wochen bin ich in Berlin bei der Entwicklerkonferenz Quo Vadis. Auf dieser habe ich 2007 und 2008 eine Adventure-Diskussionsrunde geleitet. Die erlebt dieses Jahr eine Neuauflage. Allerdings nicht mit drei Teilnehmern - sondern sechs. Teils international. Auf Englisch. Al Lowe, Charles Cecil, Jan Klose, Jörg Beilschmidt, Jan Theysen, Jan Müller-Michaelis. Hui.

Kaum wieder zuhause, geht's direkt weiter - auf die diesjährige Lesereise in die Schweiz.

Dienstag, 2. April 2013

Tomb Raider II (1997)


Da hat man den ersten Teil wieder durchgespielt, in 4:3 und 640er-Auflösung, hochskaliert auf Full HD, und dann merkt man, dass das Sequel die Stellschraube deutlich höher drehen lässt. 1900x1200? Kein Problem - HALLELUJA, was für eine Pracht … die doch deutlich kantiger als, sagen wir mal, Crysis aussieht. Die Texturen sind verwaschen, das Wasser ist eine wabernde Ebene, aber hey, die Auflösung stimmt. Alles ist runder, detaillierter und sogar der Pferdeschwanz ist halbwegs korrekt animiert und nicht mehr nur eine Knolle am Hinterkopf. Klar - noch immer sind die Gesichter eine grobe Pixelmasse und Animationen darin noch Wunschdenken. Auch die Leitern an den Wänden sind nichts weiter als eine horizontal geriffelte Textur, die man nur mit Wohlwollen als etwas interpretieren kann, an dem man sich festhalten sollte. Doch alleine deswegen, weil die Augen nicht so schmerzen wie beim ersten Teil, sollte jemand, der sich dem klassischen Tomb Raider widmen möchte (als Lara noch das Motto “Charakter ist für andere Leute” pflegte) eher mit Teil 2 anfangen als mit Teil 1.
Andererseits … vielleicht ist dieser Teil auch nicht gerade der beste Einstieg in die Serie.
Meine Fresse, hat Core Design bei der Schwierigkeit nachgelegt. Da gibt’s keine Schonzeit - weder für den Spieler noch für die Tiere, die an Lara schnuppern wollen. Du wirst ins erste Level geschmissen, machst vier Schritte und wirst von einem Tiger angefallen. Dann kletterst du ein Stück hoch und die Eintracht-Adler kommen herangesegelt. In dieser Hinsicht ist Tomb Raider traditionsbewusster als die CSU. Auch am Interface hat sich fast nichts geändert.
Über Abwechslung kann man in Teil 2 nicht klagen. Während Lara im ersten Teil nur in Cutscenes aufs Mopped oder ähnliche fahrbare Untersätze durfte, kann der Spieler nun selbst im Schneemobil durch die Gegend schraddeln und die miese Steuerung verfluchen. Schon im zweiten Level darf Venedig per Boot erforscht werden. Und weil man Lara-Croft-Figuren auch mehrfach verkaufen kann, wenn man welche mit unterschiedlichen Outfits herstellt, beweist dieser Teil. Während ein Tauchgang im Taucheranzug noch logisch anmutet und das hautenge Neopren den Betrachter erfreut, ist das Outfit in der tibetanischen Hochebene eher mit trockenem Husten zu kommentieren. Klar, Lara, so eine Fliegerweste mit Pelzkragen hält den ganzen Körper warm. Zieh ruhig die Shorts an. DER SCHNEE IST JA HÖCHSTENS KNIETIEF!
Die Level sind größer. Und, wie gesagt, schwerer. Das Opernhaus ist auch bei zweiter Sichtung mit ca. 15 Jahren Abstand ein verwirrender Moloch. Und immer noch muss ich kichern, wenn die elektronische Keycard durch den Kartenleser gezogen wird und dazu die “Dreh den Schlüssel um”-Animation abgespielt wird - samt metallischem Klicken. Dann geht’s in versunkene Schiff, das logischerweise nur so von Bösewichtern wimmelt. Jammert man heute bei Actionspielen eher über zu kurze Spielzeit, würde man sich hier wünschen, dass einige Level etwas kompakter wären. Meine Spieldauer war bei Teil 2 nun fast doppelt so lang wie bei Teil 1.
Die Tomb-Raider-Regeln werden mit Teil 2 zementiert. Da ist ein Hebel an der Wand und daneben liegen zwei Stapel Uzi-Munition? Jau, alles klar, sobald ich den Hebel betätige, kommen Feinde von irgendwo angerauscht. Die Steuerung wurde optimiert: Man kann nun im Wasser auf der Stelle wenden und einen Kopfsprung ausführen. Ambitionierte Elemente werden versucht, aber nicht durchgezogen: Im Kloster kann man sich den Mönchen gegenüber friedlich verhalten, dann stehen sie auf der Seite des Spielers. Ballert man einen ab, sind sie feindlich gesinnt. So oder so hat’s nicht die geringste Auswirkung aufs Gameplay.
Spaß hat’s gemacht, aber zwischendurch war’s ermüdend. Nun steht Teil 3 an, von dem ich seinerzeit nur die Demo gespielt habe. In dieser musste ich einen Hang runterrutschen, stand dann in einem hässlichen Dschungel und wusste nicht weiter. Wird Zeit, dem Ganzen eine neue Chance zu geben. Aber nach dem harten Stück Arbeit, das Teil 2 dann doch war, muss der Oli Kahn gemacht werden: Mund abputzen und weiterspielen.