Dienstag, 26. November 2013

Huch, das 21. Jahrhundert ist immer noch da?!

Heute ist ein Tag, an dem einige ein Dramolett darbieten, wie früher alles besser war und pampige Hirnsezierer im Digitalen den Untergang des Abendlandes sehen.

Es gibt keinen besseren Tag, um sich auf Douglas Adams zu besinnen:


"Anything that is in the world when you're born is normal and ordinary and is just a natural part of the way the world works.

Anything that's invented between when you're fifteen and thirty-five is new and exciting and revolutionary and you can probably get a career in it.

Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things."

Sonntag, 24. November 2013

Perverse Basis

Ein Präsident des "CDU-Wirtschaftsrats" (so was gibt es? In der Literatur nenne wir so was "Pleonasmus") kritisiert, dass die SPD-Führung die Basis über die große Koalition mitbestimmen lässt. Gerade mal zehntausend SPD-Mitglieder könnten das Ergebnis der Bundestagswahl pervertieren! (Quelle auf Spiegel Online.)
Was genau war noch mal das Ergebnis der Bundestagswahl? Nun, definitiv nicht das - ein Ergebnis. Ein Ergebnis ist 0:3. Das ist eindeutig. Eine Bundestagswahl hat einen Berg von Prozentzahlen zur Folge:
- Knapp 30% der Wahlberechtigten haben gar nicht gewählt.
- Zwei Parteien sind knapp an der 5%-Hürde gescheitert.

Rechnerisch ist eine große Koalition nicht unausweichlich und der einzige logische Schritt - auch eine Rot-rot-grüne Regierung wäre möglich. Dass die große Koalition das Wunschbündnis der großen Mehrheit der Bevölkerung ist, wurde vor allem von denjenigen behauptet, die davon profitieren, beispielsweise, vielleicht, CDU-Wirtschaftsräte.
Der Herr Wirtschaftsrat echauffiert sich also, dass eine Hälfte eines möglichen Bündnisses mitentscheiden soll, ob es stattfindet, obwohl das Bündnis an sich schon nur einen kleinen Teil des gesamten Landes repräsentiert, aber das ist ja völlig ok, weil es wegen der Probleme im Lande nicht anders geht.
Pervers. Ja.

Montag, 11. November 2013

There and back again

Warum ich nach 14 Jahren das Apple-System verlasse?
  • Ich benutze inzwischen überwiegend Webservices. Google Docs, Calendar und Drive, Dropbox, Spotify, Pocket. Spiele sind auf meinem Steam-Account. Meine E-Books auf meinem Kindle-Account. Welches OS auf meinem Rechner drunterliegt, ist strunz - ich mache sowieso fast alles in Chrome.
  • Ich weiß, iCloud ist auch ein Webservice. Einer, der nervt. MobileMe hat mir massig Adressen zerschossen. iCloud wollte anfangs gar nicht funktionieren.
  • Mit Lion ging's mit OS X abwärts. Bis inklusive Snow Leopard war es das beste OS auf dem Planeten. Lion machte alles monochrom im Finder, heizte mein Macbook unnötig auf, wollte immer noch nicht das zweite Display vernünftig ansprechen.
  • Mavericks zeichnet den Weg vor. Mittelfristig wird OS X wie iOS 7 aussehen. Und sich wahrscheinlich auch so benutzen lassen. Große Desktop-Innovation erwarte ich nicht. Tim Cook betont, wie wichtig Mac OS ist und wie toll sich die beiden Sachen doch ergänzen. Eine relevante Rolle spielt aber nur noch iOS 7, Mac OS ist bald ein Relikt. So wie der iPod heute.
  • Die Apple Stores sind toll. Das Einkaufserlebnis ist absolut nobel. Ich will aber keine High-Five an die Verkäufer verteilen. Ich möchte nur meine Gadgets. Als Gravis noch ein hutzeliger Laden an der Galluswarte war (nein, nicht der neue dort, sondern der alte), hatte man noch das Gefühl, unter echten Fans zu sein. Da wurde Hightech noch mit schlechter Laune verkauft und niemand hat versucht, einem die hohen Preise schönzureden. Und keiner hat sich als Genie bezeichnet. Apples Erfolgsgeheimnis ist keines, sie verkaufen Lifestyle. Stört nicht, solange auch das Produkt tatsächlich der Konkurrenz überlegen ist, dann nimmt man das Image doch gern mit. Aber die Waage schlägt in meinen Augen langsam in die falsche Richtung aus.
  • Manche alteingesessene Apple-User stören sich daran, dass inzwischen jeder Humpfel mit einem iPhone rumläuft oder einem Macbook im Café sitzt. Ist mir strunzegal. Wenn ich selbst mit einem Werkzeug rundum zufrieden bin, wird es doch nicht schlechter, nur weil alle damit fuhrwerken. Im Gegenteil, vor 10 Jahren wurden wir doch nicht müde, die Vorzüge der Apfelgeräte zu preisen. Aber ist Apple wirklich noch überlegen? Nein. Definitiv nicht. Es ist ja nicht so, dass Windows 8 so kolossal viel besser wäre - in meinen Augen ist es einfach nicht mehr kolossal viel schlechter als früher. Und das reicht schon. Lustigerweise stören sich gerade die alteingesessenen Windows-User am neuen Kachel-Look und verbrämen den Desktop nostalgisch. Was auch nur beweist, dass die User aller Lager bekloppt sind. Ich mag die Kacheln.
  • Ich glaube Cook, wenn er sagt, dass Apple unglaublich viel R&D betreibt und dass sie jedes Detail beleuchten, bevor sie eine Entscheidung treffen. Und er macht sich lustig über die anderen, die so planlos sind und einfach tausend verschiedene Modelle auf den Markt werfen. Das geht aus Kundensicht so lange gut, wie man mit Apple auf einer Linie liegt. Man will kein Smartphone über 4 Zoll? Kein Einsteiger-Notebook mit 13 Zoll für unter 1.000 Euro? Kein Profi-Gerät mit leichter Erweiterung aller Komponenten? Prima - dann fährt man mit Apple super. Aber wer irgendwas anders haben will, guckt in die Röhre. Oder tauscht Bequemlichkeit gegen das Angebots-Chaos in der Windows- und Android-Welt und flucht ab und an über Inkompatibilität.
  • Steve Jobs ist immer noch tot. Sicher liegt es daran, dass ich zur zweiten Jobs-Ära begeistert zu Apple gewechselt bin und nun das Gefühl habe, dass sie vorbei ist. Jony Ive ist kein zweiter Jobs. Cook sowieso nicht. Apple wird bei diesen Umsatzzahlen auf Jahre im eigenen Saft schmoren und von rechts überholt werden. Und auch wenn's im Moment nicht wahrscheinlich aussieht - ich könnte mir vorstellen, dass es sich um Chrome handelt. Zwei spannende Gerüchte gibt es derzeit: Microsoft könnte Windows RT und Windows Phone 8 verschmelzen. Plötzlich wären beide Plattformen viel spannender. Google koppelt immer mehr Features von Android ab und bringt sie in den Google Play Services unter, das Open-Source-Android wird für Google dadurch immer irrelevanter. Könnte Chrome OS vielleicht mittelfristig Android als wichtiges Google-OS auf ALLEN Plattformen ablösen und Android von Samsung geforkt werden? Spannend. Und für Apple komplett irrelevant, die machen weiter ihr Ding. Und sie werden damit noch viele Jahre Erfolg haben und auch den wichtigsten App Store haben. Dabei wird gern vergessen, dass der App Store erst mit iOS 2 kam und das erste iPhone Web Apps nutzen sollte und zwar genau wie ... Chrome OS. Ach, und dann ist da ja noch das Steam OS ...
Ich habe nichts gegen Apple-User. Einige meiner besten Freunde sind Apple-User. Aber 14 Jahre uneingeschränkte Loyalität sind genug. Ich habe ruckelige Livestreams der Macworld-Keynotes bejubelt und aller Welt erklärt, dass ein G3 einfach besser als Intel ist, obwohl die Taktfrequenz niedriger ist. Ich habe die Puck-Maus nicht nur verteidigt, sondern tatsächlich benutzt. Ich habe drei verschiedene iMacs besessen, zwei Macbooks, zwei iBooks, zwei iPhones, drei iPods und zwei iPads.
Ich muss etwas verändern.
Jetzt tut es einfach gut, ein Notebook zu kaufen, das in einem einfachen Pappkarton ausgeliefert wird, schwarz und schnörkellos ist und mich nicht verzaubern will. Ein Gerät, das mit den Knöcheln knackt, die Kippe in den Kaffee wirft und sagt:
So, los jetzt. Wir haben keine Zeit zu verlieren. An die Arbeit.
Denn genau das habe ich vor.