Dienstag, 11. Februar 2014

Leerer

Ich hätte Lehrer werden können. Bekanntermaßen für Germanisten die beliebteste Alternative zum Taxifahrer.
Ich hätte so ein Lehrer werden können. Auf Seite 2 steht, dass nur 17 von 100 Lehrern mit ihrem Beruf zufrieden sind, 23 ihr Leben außerhalb der Schule wichtiger finden (also wie 100 von 100 Schülern, haha) und die übrigen 60 "Risikotypen" sind. Für Burnout und innere Kündigung.
Bis Mitte 2013 stand ich auf einer Liste beim Hessischen Schulamt für Leute, die in den Lehrerberuf quereinsteigen können. Keine Schule hat sich je bei mir gemeldet. Kann natürlich an meiner Feld-, Wald- und Wiesenkombination Deutsch und Englisch liegen, die ich studiert habe, außerdem durften die Schulen überhaupt erst in diese Liste gucken, wenn sie eine Stelle nicht auf dem üblichen Dienstwege besetzt bekommen. (Beim Telefonat mit dem Amt sagte der Sachbearbeiter mit Blick auf den Magister-Abschluss den schönen Satz: "Ach, Sie haben ja noch den guten Abschluss.")

Beim Lesen des Artikels fiel mir der schlimmste Lehrer ein, den ich hatte. Mittelstufe Mathe. Achtes oder neuntes Schuljahr. Jede Schulstunde lief so ab:
- Die erste Hälfte der Stunde wurden die Hausaufgaben von der Stunde davor durchgegangen.
- Es wurden neue Hausaufgaben an die Tafel geschrieben (und zwar ein BERG).
- Wir durften mit den Hausfaufgaben beginnen, während der Lehrer vorne saß und las. Zwischenfragen nicht gewünscht. In Sonderfällen wurde neuer Stoff mal kurz erklärt, aber wir waren angehalten, uns das Wissen aus den Büchern selbst anzueignen und uns gegenseitig zu helfen. Moderne Manager würden das Teambuilding nennen, vermutlich.

Dass ich Mathe SO SCHNELL WIE MÖGLICH abgewählt habe, ist zum größten Teil auf meine eigene Zahlendämlichkeit zurückzuführen, aber ein klein wenig dürfte Herr D. auch beigetragen haben.
Nein, ich bin froh, nicht ein solcher Lehrer geworden zu sein.
Und es auch nicht Gefahr zu laufen, jemals so einer zu werden.
Ich hatte aber großartige Deutschlehrer. Wundert's?

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