Freitag, 4. April 2014

In App Paranoia

Vor einigen Jahren habe ich mal in einem Vortrag gesagt, dass mittelfristig die Killerspiel-Thematik in den Hintergrund rückt und das Sucht-Thema in den Vordergrund. Da war "Free 2 Play" nur ein Nischending. Heute ist es das nicht mehr. Da hatte ich wohl ausnahmsweise recht.
Auf Polygon gibt es einen umfangreichen Artikel dazu: "Selling candy to babies".
Da geht es um Familien, die hunderte oder tausende Dollar zahlen müssen, weil ihre Kinder bei diesem lustigen Spiel auf dem iPad immer wieder "In App Purchases" getätigt haben. Die oft gut versteckt sind und nur durch genaues Hinsehen erkannt werden. (Dass es viele großartige und faire Spiele gibt, die das gleiche Prinzip anwenden, versteht sich von selbst.)
In dem Artikel heißt es über Wargaming.net: "They have the equivalent of a social security number that you have to input before playing a game so they know how old you are, and they put restrictions on how you can be sold to, how much you can spend if you're a minor, even how much you can play. I think that's pretty cool and ahead of everyone else."
Darin steckt doch eigentlich die Lösung.
Vor 10 Jahren waren es die bösen Handy-Anbieter, die arglose Jugendliche in die Falle lockten - mit teuren Endlos-Telefonaten, mit Klingelton-Abos. Heute - kein Thema mehr. Flatrates überall. Die Vorstufe war der "Kosten-Airbag", den auch heute noch einige Anbieter im Programm haben.
Warum haben wir das nicht in der Spielebranche?
Warum kann ich überhaupt tausende Euros in ein IAP-Spiel stecken? Warum macht es nach sagen wir mal 50 Euro nicht: "BLING! Danke, dass du so ein großer Fan bist! Das Spiel ist jetzt zu 100% freigeschaltet".
Klar, warum: wenn's genug Leute gibt, die so dämlich sind, Unsummen auszugeben, nimmt man die doch gerne mit. Das wäre ja sonst, als würden die Automaten in der Spielothek sagen: So, Kumpel, das war genug für heute, dein Budget ist erschöpft, du spielst ab sofort umsonst.
Nur sind die Spielotheken schon mal ab 18. Dass "Smurf Village" wegen unlimitierter In-App-Purchases so was bekommt, erscheint mir nicht ganz so wahrscheinlich.
Wollen wir wegen solchen Sachen als digitale Spielotheken wahrgenommen werden? Am Ende fühlt sich der Bundesminister für Verkehr gar nicht mehr für unsere Branche zuständig, haha. Oder er muss auch bei denen hier auftreten.
Wir sind Kunst! Wir wollen als ernstes Medium wahrgenommen werden! Wir wollen von der Politik hofiert werden, wir sehen uns auf Augenhöhe mit Hollywood und loten die Tiefe des menschlichen Daseins aus!
Aber hey, werft erst mal ein paar Euro ein.
Dann blinkt und piept alles auf dem iPad.
Wenigstens ein paar Minuten lang.

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